
Produkttest
Roborock Saros Z70: Was taugt der erste Saugroboter mit Greifarm?
von Lorenz Keller


Der Raclette-Aufsatz Sierre von Kisag passt auf Gas-Rechauds und muss es im Test mit dem Appetit eines ganzen Redaktionsteams aufnehmen. Vier kleine Pfännchen gegen neun hungrige Grossmäuler – wie unfair!
Als wir viel zu spät an einem Picknicktisch neben den Galaxus-Büros aufbauen, ist klar: Dies wird nicht nur ein Test für einen Raclette-Aufsatz. Es wird Teambuilding. Aufbauen, Brot schneiden, Pfännchen vorbereiten – zusammen sollten wir besser sein als alleine. Deshalb fliessen hier auch verschiedene Meinungen ein, der Testbericht verschmilzt zu einem Gesamteindruck.
Dazu nutzen wir ein Sammelsurium an Pfännchen. Eines ist ebenfalls von Kisag, die weiteren bringe ich von zu Hause mit. Nebenher laufen ausser Konkurrenz noch zwei Kerzen-Raclette, um in brauchbarer Zeit alle satt zu bekommen. Der Sierre-Aufsatz ist für vier Personen, und vier gegen neun wäre wirklich unfair.
Der Sierre-Aufsatz besteht aus zwei Teilen: Das Gehäuse aus Aluminium-Druckguss ist sandgestrahlt und hat eine zweilagige Antihaftbeschichtung. Der kratzempfindliche Deckel ist aus matt poliertem Edelstahl, seine Oberfläche nutzen wir zum Aufwärmen der Brotscheiben und für fettglänzende Fotos.
Als Tischgrill ist er ungeeignet. Wie sollte er es auch sein, das Gerät arbeitet ja nur mit Unterhitze. Beide Teile des Sierre dürfen in die Spülmaschine. Ganz quadratisch ist das Gehäuse nicht, sondern 25 Zentimeter lang und 23 Zentimeter breit – eben so gebaut, dass vier Pfännchen hineinpassen.
An der Unterseite begrenzen zwei kleine Erhebungen die Auflagefläche auf 21 Zentimeter. Der Aufsatz wird nicht weiter befestigt, auf unserem Rechaud mit 20 Zentimetern Durchmesser hat er deshalb etwas Spiel und wir können ihn verschieben. Sollte versehentlich jemand heftiger dagegen stossen, würde er kippen.
Der im Longfire-Rechaud integrierte Gasbrenner liefert bis zu 1400 Watt und kann, was die Leistung auf dem Papier angeht, mit strombetriebenen Racletteöfen mithalten. Auf mittlerer Stufe soll er mit einer Füllung ungefähr zwei Stunden durchhalten. Wir drehen natürlich voll auf und kommen damit locker durch eine verlängerte Mittagspause.
Wir wagen den Kaltstart im Herbstwind. Flamme an, Pfännchen rein. Knapp acht Minuten dauert es, bis der erste Käse vollständig blubbert. Die anderen drei Scheiben schwitzen zu diesem Zeitpunkt gerade mal: Da die Böen selbst die starke Flamme des Gasbrenners etwas beeinträchtigen, wird das Gehäuse zu Beginn nicht gleichmässig heiss.
Die Spuren an der Unterseite werden mir später zeigen, dass die Hitzeinsel ungefähr vier Zentimeter von der Mitte entfernt war. Wir drehen den Aufsatz um 180 Grad und warten. Bei unserem hungrigen Haufen macht sich Ungeduld breit.
Es ist ein bisschen wie im Kindergarten. Dem Patrick ist der (bei voller Leistung tatsächlich wild fauchende) Gasbrenner zu laut, der Ramon spielt schon wieder mit dem Brotmesser, Luca und Darina hantieren mit Teelichtern und Lorenz hat seine Finger überall im Spiel, wo’s heiss und fettig ist. Simon steht mit den Händen im Hosensack daneben und träumt vermutlich von Feinkost nach Feierabend.
Aber das Gerät steigert sich, beziehungsweise seine Temperatur – und damit auch unsere Stimmung. Bald schmelzen selbst zwei Zentimeter dicke Balissat-Brocken gleichmässig und wir können in angenehmem Tempo essen. Niemand muss hungrig zurück an den Schreibtisch schleichen.
Ohne äussere Einflüsse geht alles ein bisschen schneller. Bei voller Hitze dauert es nach dem Entzünden der Flamme knapp drei Minuten, bis eine Standard-Käsescheibe geschmolzen ist. Die Hitze lässt sich fein und schnell regulieren, um zwischen «Heisshunger» und «fast schon voll» die Bedürfnisse der Tafelrunde abzudecken.
Der Abwasch ist auch ohne Spülmaschine kein Problem, da sich die Flächen einfach reinigen lassen und kein Fett in schwer zugängliche Rillen dringt.
Apropos schwer zugängliche Rillen: Was in den Hirnwindungen meiner Kolleginnen und Kollegen los ist, habe ich für die Bewertung im Anschluss an unser Essen per Umfrage ermittelt. Nach 18:44 Minuten durchschnittlicher Bedenkzeit lautet das offizielle Endergebnis: 3,875 Sterne für den Raclette-Aufsatz Sierre.
Der Aufsatz Sierre ist spülmaschinenfest und braucht nicht viel Platz im Schrank. Wer ein passendes Gas-Rechaud hat, kann es damit zum Racletteofen umfunktionieren, der selbst bei windigen Bedingungen gute Dienste leistet. Einzig die Unfallgefahr liesse sich noch minimieren, wenn der Aufsatz am Rechaud arretierbar wäre.
Da Kisag als Kaufargument die Stolpergefahr bei Geräten mit Stromkabeln anführt, ist der Sicherheitsaspekt ein kleiner Kritikpunkt. Je näher der Auflagendurchmesser des Rechauds an den maximal möglichen 21 Zentimetern ist, desto geringer wird die Kippgefahr.
Das modulare System hat den Vorteil, dass du kein Zubehör kaufst, das du vielleicht gar nicht benötigst. Pfännchen sind nicht dabei. Das Sierre besteht nur aus zwei Teilen, die ihren Preis haben – aber diese sind so hochwertig, wie man das von Kisag erwartet.
Pro
Contra


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.
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Alle anzeigenEs ist 11.25 Uhr. Jetzt haben wir ein Problem. Ich und der Raclette-Aufsatz Sierre von Kisag, den ich an einem so sonnigen wie windigen Oktobertag mit meinem Team testen will. Pünktlich zu dieser Zeit ruft Simon Balissat für gewöhnlich mit Nachdruck «Chömed ihr???» durchs Büro, denn irgendeine höhere Kraft (und die Angst, nicht der Erste zu sein) zieht ihn in einen der umliegenden Fresstempel. Wir folgen im Stechschritt, sehr häufig fällt der Begriff «Double Duck». Doch heute gibt es Käse. Der ist noch kalt, das Testgerät in seinem Karton und das Brot in der Migros.



Das Testgerät ist alleine ebenfalls aufgeschmissen: Es braucht ein passendes Gas-Rechaud mit einem Auflagendurchmesser von bis zu 21 Zentimetern. Mit Pastenbrennern funktioniert der Sierre nicht. Zudem wird er ohne Pfännchen geliefert. Der Grundgedanke ist, dass du nur das im Schrank hast, was du für die Fondue-Raclette-Saison wirklich benötigst. Uns wurde für den Test folgende Kombination zur Verfügung gestellt.
Für dich futtern mit mir: Darina Schweizer, Lorenz Keller, Patrick Vogt, Luca Fontana, Ramon Schneider und Fotograf Chris Walker. Ebenfalls mit am Start ist Silberzwiebel- und Essiggurken-Sponsor Martin Jungfer, Head of Content & Cornichons. Chef de Casein: Simon Balissat, der das gelbe Gold in feinster Qualität und in Brotscheibendicke geschnitten mitbringt. Am Käse sollte die Verköstigung also nicht scheitern.





