Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Hintergrund

Keiner mag den letzten Samichlaus

Er ist der letzte seiner Art. Vergessen, verschmäht und ungegessen. Und jetzt kommen schon die Osterhasen. Für den alten Samichlaus bei uns im Haus ist das edelbitter.

Er kam stolz, voller Hoffnungen und nicht alleine. Sondern als Spezialeinheit im Fünferpack. Gemeinsam mit seinen Brüdern sollte er in der kalten Weihnachtszeit für glänzende Kinderaugen sorgen. Sich den roten Mantel vom Hohlkörper reissen und den Kopf abbeissen lassen. Stattdessen endete er ungeliebt und einsam auf dem Boden der Tatsachen.

Aufgefallen ist er mir schon vor Wochen, in einer Ecke des Zimmers meines Sohnes. Da lag er, stoischer Blick, ein immer noch optimistisches Lächeln im Gesicht, den Sack geschultert. Sein Schicksal ergeben abwartend. Er wartete, während ich regelmässig leere Verpackungen anderer Süssigkeiten unter dem Bett hervor fischte.

Ich schützte ihn vor den ersten intensiveren Sonnenstrahlen des Jahres und überliess ihn ansonsten seinem Schicksal, nicht einmal zweite Wahl zu sein. Da half auch der goldene Lindt-Schriftzug auf seinem Mantel nicht. Als Lindor-Kugel wäre er bei uns nicht alt geworden. Doch er wollte nun mal ins Weihnachtsgeschäft.

Das fing schon im Laden an. Alleine wer und was da alles neben ihm und seinen Brüdern im Regal stand. Braungebrannte Hipster mit gepflegten Kakaobutter-Rauschebärten aus der Manufaktur. Die Ökos mit ihren Bio- und Fair-Trade-Zertifizierungen. Junge Typen in freakigen Klamotten, die sich bunte Pillen einwerfen. Der Würde des Amtes völlig unangemessen. Trotzdem wurden sie gekauft und gegessen.

Das hätte es früher nicht gegeben. Die Jugend von heute hat keinen Respekt mehr vor Traditionen. Aber in einem Punkt hat sie Recht: Eine gute Figur macht noch keine gute Schokolade. Die gibt es links und rechts davon, und zwar 365 Tage im Jahr.

Deshalb standen er und seine Brüder sich weiter die Kakaobutterbeine in den Bauch und mussten schon Angst haben, zu Osterhasen eingeschmolzen zu werden. So hartnäckig, wie sämtliche Branchenverbände dieses Gerücht abstreiten, muss da doch was dran sein.

Die Hasen sind da

Dass es mit ihnen so nicht weitergehen kann, wurde mir schlagartig klar, als ich neulich in der Migros einen Jungen den grösstmöglichen Schoggi-Hasen an den Ohren aus dem Regal zerren sah. «Nei, sicher nöd!», rief sein Vater. Sicher doch. Er wird kaufen. Ich werde kaufen. Denn die Hasen sind da. Von klassisch bis freakig.

Unser Samichlaus kam edelbitter in den Verkauf. Und falls er inzwischen verbittert sein sollte, lässt er sich das zumindest nicht anmerken. Doch mir reicht es langsam. Seine vier Brüder habe ich im März gegessen. Bevor ich bei den Hasen zugreife, muss er dran glauben. So kommt am Ende zusammen, was zusammengehört.

Ich mittelalter weisser Mann erbarme mich und führe den alten weissen Schoggi-Mann seiner Bestimmung zu.

22 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Weisst du noch?» – Die verrücktesten Süssigkeiten aus unserer Kindheit

    von Stefanie Lechthaler

  • Hintergrund

    Mermaiding: Was ist dran am Meerjungfrauen-Hype?

    von Siri Schubert

  • Hintergrund

    Im Zen-Modus: Wie eine Teezeremonie unsere Köpfe leerte

    von Darina Schweizer