
Produkttest
Microsoft Surface Pro for Business mit neuestem Intel-Chip im Test
von Martin Jud
Das Surface Pro mit 12-Zoll-Display ist kompakt, praktisch – und absolut ruhig. Doch sein lüfterloses Design kann die Leistung einschränken. Das passt zum langsamen UFS-Speicher des Tablets.
Im Vergleich zu seinen grösseren Geschwistern hat das neue Surface Pro mit 12-Zoll-Display von allem etwas weniger. Weniger Displaygrösse, nur mit IPS erhältlich (keine OLED-Option), weniger starker Snapdragon-Chip, kein Lüfter und langsamerer Speicher. Trotzdem ist es kein schlechtes Gerät. Allerdings ist das Tablet mit optionaler Tastatur so primär für die Zielgruppe geeignet, die selten grosse Mengen an Dateien kopiert oder viel kompiliert.
Kurzum: Wer mehr will als Office, Surfen und gelegentliche Bildbearbeitung, stösst hier an Grenzen.
Beim 12-Zoll-Surface-Pro handelt es sich um das aktuell am schwächsten ausgestattete Convertible von Microsoft. Mein Testgerät hat eine metallisch-violette Farbe, wiegt 686 Gramm und wirkt gewohnt robust verbaut. Ebenfalls bestechend ist, dass ich keine Lüfterschlitze erkennen kann. Wer Lüftergeräusche nicht mag, ist dank passiver Kühlung auf der sicheren Seite. Wie viel CPU-Leistung dadurch eingebüsst wird, folgt später.
Neben in Violett ist der Surface-Zwerg auch in den silbrig anmutenden Farben Ocean und Platinum erhältlich.
Auch keine Wahl gibt's beim Prozessor und Arbeitsspeicher. Du bekommst 16 Gigabyte (GB) SDRAM und die schwächste Variante des Qualcomm Snapdragon X – den X Plus mit 8 Kernen. Das Snapdragon-SoC verfügt über eine genügend starke NPU (bis zu 45 TOPS), um den Microsoft-Standard an «Copilot+ PC» zu gewährleisten. Als iGPU steht mit dem Chip eine eher langsame Adreno X1-45 zur Verfügung. Die Grafik ist die Achillesferse der ersten Snapdragon-X-Generation.
Dass Microsoft auf «zweitklassigen» Speicher setzt, passt nicht zum tollen Äusseren und dem eher hoch angesetzten Preis. Zumal du beim Kauf erstmal nur ein Tablet bekommst. Tastatur und Stift – also Surface-Pro-12-Zoll-Keyboard mit Slim Pen – sind nicht inbegriffen.
Dazu kommt, dass die ans kleinere Tablet angepasste, neue Tastatur weniger kann. Sie lässt sich nur noch flach nutzen und enthält keine Mulde, um den Stift aufzuladen. Das Aufladen passiert neu an der Rückseite des Tablets.
Bei den Anschlüssen gibt sich das kleine Tablet minimalistisch. Microsoft ist endlich von seinem proprietären, fummeligen Ladeanschluss weggekommen. Neu lädst du dort, wo du auch sonst was anschliesst – am USB-C-Port. Davon hat es an der rechten Seite zwei Stück der Version 3.2.
Habe ich erwähnt, dass bei den neuen Surface-Geräten (ausgenommen Business-Versionen) auch kein Ladegerät beiliegt? Es gibt nur ein Kabel.
Etwas flexibler ist das Tablet bei der unsichtbaren Konnektivität. Es kann mittels Wi-Fi 7 und Bluetooth 5.4 kommunizieren. Und bist du mal im Netz, nimmst du dank Mikrofonen und Full-HD-Frontkamera problemlos an Sitzungen teil. Zum Entsperren nutzt du dank Infrarotkamera die Windows-Hello-Gesichtserkennung und für Schnappschüsse die UHD-Rückkamera.
Das kleine Surface Pro hat einen Arm-Chip von Qualcomm und eine auf Arm angepasste Windows-11-Version. Diese hat gegenüber dem «normalen» Windows für AMD- und Intel-Chips mit x86-Architektur Nachteile.
Viele Programme abseits von Office und Browsern, insbesondere Games, gibt es noch nicht nativ für Windows 11 Arm. Dennoch kannst du davon einiges nutzen, weil die Arm-Prozessoren in diesem Fall die für die x86-Architektur geschriebenen Programme emulieren. Emulierte Software benötigt mehr Prozessorpower als für Arm programmierte.
Welche Software im Detail nativ, emuliert oder nicht genutzt werden kann, findest du etwa auf windowsonarm.org heraus.
Um die Prozessorleistung zu testen, setze ich auf Geekbench 6 und Cinebench 2024.
Das passiv gekühlte 12-Zoll-Tablet trifft beim Testen auf folgende Kontrahenten, die alle aktiv gekühlt werden: Microsoft Surface Laptop 13 Zoll mit identischem Chip (Qualcomm Snapdragon X Plus), Microsoft Surface Pro 13 Zoll mit Qualcomm Snapdragon X Elite X1E-80-100, Microsoft Surface Pro 13 Zoll mit Intel Core Ultra 7 268V und Asus Zenbook S 16 mit AMD Ryzen AI 9 HX 370.
Da Geekbench zu den Tests gehört, die eher kurz dauern, ist hier die passive Kühlung des 12-Zoll-Tablets erst ein kleiner Nachteil. Dennoch landet es im Testfeld bei Multi Core wie auch Single Core knapp auf dem letzten Platz. Natürlich hat es mit seinen acht Kernen bei Multi Core auch sonst keine Chance gegenüber allen Kontrahenten mit mehr (X Elite und Ryzen AI).
Cinebench fordert die CPU mehr heraus, was in einem grösseren Abstand zur Konkurrenz bei Multi Core resultiert. Die passive Kühlung hinkt dabei klar dem Surface Laptop hinterher, der die gleiche CPU aktiv gekühlt verwendet. Beim Single-Core-Test ist das Resultat jedoch wieder fast identisch.
Unterm Strich: Dafür, dass das Tablet passiv gekühlt ist, überrascht die Leistung positiv.
Um die iGPU zu testen, mache ich den Grafik-Test von Geekbench 6 mit OpenCL und Vulkan API. Ausserdem rendere ich Bilder mit 3DMark Wild Life Extreme Unlimited. Das Testfeld bleibt das gleiche.
Bereits das Resultat des 13-Zoll-Surface-Pro mit besserem Qualcomm-Chip hinkt klar der Konkurrenz von AMD und Intel hinterher. Schon das habe ich immer als unterirdische Lösung empfunden. Doch der Plus-Chip mit Adreno X-45 schneidet mit ungefähr halbierter Leistung noch grauenhafter ab.
Der 3DMark-Grafik-Test bestätigt, was Geekbench aufgezeigt hat.
Mit 3DMark Fire Strike teste ich, wie gut sich die Geräte beim Spielen in 1080p-Auflösung unter Verwendung von DirectX 11 schlagen. Du siehst in der Grafik einen blauen Gesamt-Score, grüne Grafikwerte, gelbe CPU-Werte und eine kombinierte Punktzahl.
Gaming ist mit dem neuen Microsoft-Tablet kaum möglich. Selbst Zocken auf Steamdeck-Niveau, wie mit aktuellen AMD-SoCs möglich, liegt in weiter Ferne.
Trotz eines kleinen 37-Wh-Akkus schafft es das Mini-Tablet, über 15 Stunden Videos lokal abzuspielen. Die standardisiert niedrig gehaltene Displayhelligkeit während des Tests reicht gut, um in einem dunklen Zimmer Binge Watching zu betreiben. Bei wenig intensiven Prozessen ist der schwache Chip ein Vorteil und verschafft eine gute Akkulaufzeit, welche die stärkeren Chips im Testfeld für einmal hinter sich lässt.
Das 12‑Zoll‑Surface‑Pro ist ein 2‑in‑1‑Gerät, das sich über seine Erscheinung verkauft: leicht, leise, metallisch‑violett und robust verarbeitet. Wer ein kompaktes Tablet für Office, Medienkonsum und gelegentliche Bildbearbeitung sucht, bekommt ein stimmiges, zurückhaltend effizientes Arbeitstier.
Wer mit grossen Dateien arbeitet, VMs nutzt oder parallel viel Software laufen lässt, stösst schnell an Grenzen. Der Snapdragon X Plus mit passiver Kühlung kann bei längeren Multi‑Core‑Jobs spürbar weniger Leistung bringen. Der Standard‑Speicher ist UFS statt PCIe, nur das 1‑TB‑Modell bringt eine SSD. Die Anschlussvielfalt ist minimal, Tastatur und Stift kosten extra.
Dafür punktet das Convertible mit sehr guter Akkulaufzeit – gerade bei wenig intensiven Prozessen. Wer also ein leichtes, ruhiges Gerät für den Alltag sucht, könnte zufrieden sein. Zumindest, wenn es keine Rolle spielt, dass fürs gleiche Geld auch Geräte mit besseren «Innereien» erhältlich sind.
Pro
Contra
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigenMicrosoft Surface Pro – Copilot+ PC - 12" (Netzteil separat erhältlich)
12", 512 GB, 16 GB, Ohne Tastaturlayout, Snapdragon X Plus X1P-42-100
Beim Display gibt's hingegen keine Wahl. Du bekommst ein 12-Zoll-IPS-Display im 3:2-Format mit einer Auflösung von 2196 × 1464 Pixel. Voreingestellt läuft es mit einer Bildwiederholrate von 60 Hertz, kann aber auch auf 90 Hertz umgestellt werden. Seine Vollbildhelligkeit beträgt bis zu 400 Nits. Das reicht fürs Arbeiten im Inneren, aber draussen ist es bei Sonnenlicht gemeinsam mit der spiegelnden Oberfläche eher ungeeignet. Es liefert beim Testen mit 94 Prozent Farbraumabdeckung eine relativ gute Darstellung von sRGB-Inhalten, hat aber mit Adobe RGB (65 Prozent) und DCI P3 (66,9 Prozent) zu kämpfen.
Eher Qual als Wahl gibt's beim normalen Speicher. Du wählst zwischen 256 GB, 512 GB und einem Terabyte (TB). Jedoch bekommst du nur mit der 1-TB-Version eine waschechte PCIe-SSD und dadurch schnellen «Notebook-Speicher». Die Modelle mit 256 und 512 GB sind mit Universal Flash Storage (UFS) bestückt. Speicher, der sonst eher in Smartphones und Tablets abseits von Windows zur Anwendung kommt. Er ist deutlich schneller als es klassische Festplatten sind. Dennoch ist etwa UFS 4.0 rund 43 Prozent langsamer beim Lesen, 59 Prozent langsamer beim Schreiben und bis zu 90 Prozent langsamer bei parallelem Zugriff als eine PCIe-Gen-4-SSD. Bei Multitasking, VM-Workflows und grossen Dateioperationen kann der Unterschied deutlich spürbar sein.
Bei Emulation reicht die Leistung locker für ein flüssiges Erlebnis mit praktisch allen nicht-nativen Programmen – ausgenommen Software, die viel Power benötigt. Dazu zählt etwa ausgiebige Videobearbeitung mit Adobe Premiere Pro. Adobe ist dran, seine Programme für Arm zu optimieren. So bestehen bereits native Versionen von Photoshop, Lightroom und Fresco. Adobe Acrobat Pro und Premiere funktionieren auch, aber nur emuliert. After Effects und Dreamweaver können hingegen nicht genutzt werden.
Mit PCMark 10 Professional Edition kann die Akkuleistung anhand verschiedener Szenarien standardisiert (200 Nits Helligkeit, Wi-Fi und Co. deaktiviert) getestet werden. Ich teste die Batterie-Lebensdauer mit dem Profil «Video». Die Profile «Modernes Office» und «Gaming» muss ich bei diesem Review auslassen, da sie unter Windows 11 für Arm-Chips noch nicht laufen. Beim Video-Test wird das immer gleiche Video lokal abgespielt, bis der Akku leer ist.
Microsoft Surface Pro – Copilot+ PC - 12" (Netzteil separat erhältlich)
12", 256.00 GB, 16 GB, Ohne Tastaturlayout, Snapdragon X Plus X1P-42-100