

Mehr als Ordnung: Wie dich Entrümpeln innerlich befreit
Ordnung statt Chaos: Das hat eine enorme Wirkung auf dein Wohlbefinden. Mit diesen Tipps kannst du unkompliziert entrümpeln und ganz nebenbei mentale Leichtigkeit schaffen. Mit Buchtipp.
Wenn du durch dein Zuhause gehst, siehst du Möbel, Bücher, lose Unterlagen. Dein Nervensystem aber registriert still und stetig noch etwas: Unordnung. Eine chaotische Wohnung kann dich subtil mehr beeinflussen, als du vielleicht denkst. Machst du dich ans Entrümpeln ganzer Zimmer – oder sogar nur kleiner Bereiche wie einer einzelnen Schublade – kann das einen enormen Effekt auf deine Psyche haben.
Gefühlte Unordnung verursacht Stress
Das ist nicht bloß eine subjektive Erkenntnis ordnungsliebender Menschen, sondern wissenschaftlich belegt. In einer Studie der University of California wurde untersucht, wie der wahrgenommene Zustand des eigenen Zuhauses mit Stresshormonen wie Cortisol zusammenhängt – vor allem bei Frauen, denn bei ihnen zeigte sich der Zusammenhang am deutlichsten. Dafür begleiteten die Forschenden 60 berufstätige Paare über mehrere Tage, zeichneten ihre Cortisolverläufe auf und analysierten, wie sie ihr Zuhause beschrieben.
Das Ergebnis: Frauen, die Begriffe wie «chaotisch», «überfüllt» oder «nie fertig» verwendeten, zeigten über den Tag hinweg einen deutlich flacheren Cortisolabfall – ein biologisches Zeichen für chronischen Stress. Umgekehrt hatten jene, die ihr Zuhause als «erholsam» oder «angenehm» empfanden, gesündere Cortisolverläufe und berichteten von besserer Stimmung. Spannend dabei: Entscheidend war nicht die tatsächliche Menge an Dingen, sondern das persönliche Erleben von Ordnung oder Überforderung. Der subjektive Eindruck von Unordnung also.

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Chaos als impliziter Aufgaben-Overkill
Bei viel Unordnung hinkt neurowissenschaftlich betrachtet unser visuelles System hinterher: Ständig müssen visuelle Reize (ein Bücherstapel, eine dreckige Tasse, ein Kabelknäuel) bewertet werden. Ist das wichtig oder irrelevanter Kram? Diese permanenten kleinen Entscheidungen kosten kognitive Ressourcen. Die Folge: Deine Konzentration sinkt, du ermüdest, aber das Gefühl von echter Ruhe bleibt aus. In stark überfüllten Umgebungen – wie sie bei einer Hoarding Disorder vorkommen können – sind Schlafqualität und Lebenszufriedenheit häufig beeinträchtigt.
Deswegen gilt: Entrümpeln lohnt sich doppelt, denn es ist nicht nur das Wiederherstellen von Ordnung. Es ist eine kleine, aber effektive Intervention für dein Nervensystem – sie wirkt auf dein Stresslevel, deine Aufmerksamkeit und dein psychisches Wohlbefinden.
Drei Tipps, wie das Entrümpeln leichter gelingt
Diese drei Schritte kannst du sofort umsetzen. Das Ziel dabei muss nicht sein, den perfekten Minimalismus zu erschaffen, sondern einen Raum, der dir gut tut.

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1. Klein anfangen
Klar, am liebsten willst du gleich alles ordnen, wenn es schon mal losgeht. Dann wäre die Überforderung aber bereits vorprogrammiert. Deswegen: Statt gleich das ganze Haus auf den Kopf zu stellen, wähle eine Schublade, ein Regal, eine Ecke. Etwas, das du in maximal 15 Minuten aufräumen kannst. So verschaffst du dir das gute Gefühl, etwas fertiggebracht zu haben – Stichwort positive Rückkopplung.
2. Wahrnehmung zählt mehr als Menge
Hör auf dein Gefühl: Studien haben gezeigt, dass es nicht um die absolute Menge an Dingen geht, sondern darum, wie sie auf dich wirken. Hast du 50 Bücher, die dich glücklich machen – wunderbar. Hast du 50 Bücher, die den impliziten Auftrag geben, aussortiert zu werden, wirkt das belastend. Solange beim Blick durch den Raum der Gedanke «Ich müsste aufräumen» mitschwingt, bleibt auch dein Nervensystem angespannt.
3. Verbinde Loslassen mit einem positiven Ziel
Wenn du das Entrümpeln mit einem Wunsch (zum Beispiel nach Ruhe) verbindest – nicht mit Druck – fällt das Loslassen leichter. Stelle dir konkret vor, wie es sich anfühlen wird, wenn du aufgeräumt hast. «Ich will weniger Kram» klingt abstrakt. Besser: «Ich will mich am Abend auf dem Sofa entspannen, ohne auf offene Aufgaben zu starren» – das ist ein konkretes Gefühl, auf das es sich lohnt hinzuarbeiten.
Und denk daran: Wer emotional schwer loslassen kann, ist nicht einfach faul oder unorganisiert. Es kann eine tiefere psychische Verbindung vorliegen – und das ist ok.

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Der Effekt: Was Ordnung schaffen und Ausmisten ändert
Wenn du regelmäßig kleine Schritte machst, passiert Folgendes:
- Dein Stresslevel sinkt. Das heißt nicht, dass du sofort perfekt schläfst – aber du wirst spürbar weniger geistigen Balast tragen.
- Deine Konzentration verbessert sich. Dein Gehirn braucht weniger Energie zur Reiz-Filterung. Du bist fokussierter.
- Dein Wohlbefinden steigt. Weil ein Raum, der dir gefällt, deinem Nervensystem erlaubt, runterzufahren.
- Dein Schlaf kann sich verbessern. Je weniger «Ich müsste noch aufräumen»-Gedanken unterwegs sind, desto eher kann dein Kopf abschalten.
Buchtipp: Entrümpeln mit Begleitung

Viele Aufgaben fallen leichter, wenn du nicht alleine bist. Mit einer Freundin oder einem Freund zusammen auszusortieren, ist eine Empfehlung, die in keinem Ratgeber zum Thema fehlt. Doch wenn gerade niemand zum Mitmachen da ist, kann ich dir diesen gedruckten Begleiter empfehlen. Das Übungsbuch von Bestsellerautor Werner Tiki Küstenmacher ist eine Mischung aus Kurztexten, die Hintergründe erklären, motivierenden Worten und ganz konkreten Aufgaben, die das Entrümpeln erleichtern.

Quelle: Anna Sandner
Hier lernst du zum Beispiel, wie du vermeidest, dich so zu überfordern, dass sich Motivation in Frust umkehrt. Oder dass das Aussortieren wesentlich schneller und unkomplizierter geht, wenn du es nach klaren Kriterien machst: Weg mit Doppeltem, Unnützem, Kaputtem, Hässlichem und schon lichtet sich das Chaos.
Der Autor ermuntert dich, auch die kleinsten Erfolge zu feiern. Außerdem hat er einige Tricks parat. Wie etwa, den Spieß einmal umzudrehen: Statt die Daseinsberechtigung Gegenstand für Gegenstand abzuwägen, überlege dir, was du unbedingt mitnehmen würdest, wenn du in eine kleinere Wohnung zögest, oder für zwei Monate ins Ausland gingst. Oder noch radikaler: nur mit zwei Koffern in ein neues Leben starten würdest. Diese Gedankenspiele trainieren das Loslassen und verdeutlichen, woran du wirklich hängst.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.
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