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Meinung

Warum mir Kinderschuhe auf den Senkel gehen

Egal ob Schnürsenkel, Klettverschluss oder Schnellschnürsystem – irgendwas reisst immer. Bei der Schleife ist es regelmässig mein Geduldsfaden.

Kinder sind kluge kleine Menschen. Sie halten sich nicht mit Dingen auf, die überflüssig sind. Smalltalk? Gibt’s in ihrer Welt nicht. Pausen? Höchstens, um hastig trinkend den Blutzuckerspiegel hochzujagen. Die Hände verwenden, um Schuhe anzuziehen? Nur im äussersten Notfall und unter Protest. Der Nachwuchs stampft sich stehend mit Gewalt in die Stiefel. Oder er lässt schnüren. Kniet nieder, Mami und Papi.

Klettverschluss-Kind

Ich war auch mal ein kluges kleines Kind. Ein Klettverschluss-Kind. Ritsch, Schuh auf. Ratsch, Schuh zu. Ganz einfach. Etwas anderes kam mir nicht an die Füsse. Ich hatte keine Bindungsängste, sah aber überhaupt keinen Anlass, eine Schleife zu lernen. Mit der ganz offensichtlich dümmsten Methode, Schuhe zu schliessen, sollten sich die Erwachsenen herumplagen. Sie ist die Eintrittskarte in eine komplizierte Welt, der sich Kinder instinktiv verweigern.

Mit uns Kindern Schuhe zu kaufen, war der Horror für meine Mutter. Während beflissene Fachverkäuferinnen Füsse vermassen und schachtelweise orthopädischer Ledertreter mit peppigem Blümchenmuster anschleppten, war in meinem Kopf die Entscheidung längst gefallen. Solange meine Schwester um das Paar ihrer Träume kämpfte, guckte ich mir den neonbunten Turnschuh mit drei Klettverschlüssen aus und beschloss: der passt. Sonst keiner.

Stinkstiefel

35 Jahre später fühle ich mich selten so alt, wie wenn ich meine Kinder über den korrekten Umgang mit Schuhen belehre. «Nimm doch die Hände! Mach sie ordentlich zu, das hält so nicht lange. Der ist dir doch noch viel zu gross. Moment, ich helfe dir. STOPP, VOR DER HAUSTÜRE AUSZ...» Zu spät. Sätze wie diese höre ich mich nun selbst in schöner Regelmässigkeit sagen. Oder schreien.

Es kommt eben alles zurück im Leben. Nur sitze ich diesmal nicht am längeren Hebel. Im Gegenteil, ich knie auf dem Boden, stopfe nasse Stinkstiefel mit Zeitungspapier aus, beseitige Dreckspuren und wundere mich über die vorhandene Schuhflut, obwohl doch sowieso immer die gleichen zwei Paare getragen werden. Die ohne Schnürsenkel. Warum? Weil sie nicht nerven. Kann ich total verstehen.

Geschundene Alternativen

Die dauergenutzten Alternativen werden geliebt und geschunden. Bei Klettverschlüssen reisst die Öse. Oder die kleinen Kunststoffkrallen lösen sich, erschöpft vom ständigen Ritsch-Ratsch, in Staub auf. Auch der beliebte Schnellverschluss besteht nicht jede Zerreissprobe.

Beim neuesten Outdoorschuh war er in Rekordzeit von vier Wochen durch und liegt nun ganz oben auf dem Papi-reparier-das-Stapel. Demnächst fällt den Kindern sicher auch irgendein Boa-Drehsystem zum Opfer. Mir egal. Ich flicke das alles gerne. Hauptsache, wir machen im Alltag einen grossen Bogen um die Schleife.

Welches How-to-Schuh guckst du?

Bis zu diesem Moment hätte ich gedacht, dass im Alter von 50 eine der Fertigkeiten, die ich wirklich kapiert hatte, war, meine Schuhe zu binden.
Terry Moore im TED-Talk 2005 über sein Aha-Erlebnis

Wut in Endlosschleife

Taktiktafel für G-Junioren:

Einzige Kundenbewertung: «Sieht cool aus, den Mehrwert für die Kinder haben wir noch nicht gefunden.»

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


Meinung

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