
Der Hype um Audio Technica und unkritische Konsumenten
Vorneweg: Ich bin seit über 30 Jahren mit der Musikproduktion tätig. Angesichts des aktuellen Hypes um Audio Technica (Stichwort: ATH-M50x) wollte ich diesem nachgehen. Meine Erfahrungen mit der Marke haben ihren Ursprung in den 80ern mit den AT-Studiomikrofonen. Meine Begeisterung damals hielt sich in Grenzen, zu muffig, bedeckt und ausdruckslos klangen diese Mics. Für mich war die Sache rasch abgehakt und ich erklärte die Marke alsbald für Ramsch. Auch die Kopfhörer konnten mich schon damals nicht überzeugen. Nun ist AT in den letzten Jahren sehr populär geworden. Auffallend dabei sind die quer durch alle Online-Blogs und Videokanäle positiven "Reviews" der ATH-M50x. Ich wollte daher wissen, ob sich an der Qualität tatsächlich etwas zum Positiven verändert hat. Es ist offensichtlich, wie unkritisch die Blogger über die Kopfhörer berichten. Man glaubt fast, Audio Technica hätte den Stein der Weisen entdeckt. Doch sind diese Blogger überhaupt in der Lage, ein für eigentlich professionelle Zwecke vorgesehene Kopfhörer richtig zu beurteilen? Das dürfte in der Tat auf die wenigsten zutreffen. Und meine eigenen Tests sowie verlässlichen Quellen sprechen eine andere Sprache. Das Fazit: Die Kopfhörer werden tatsächlich über deren Wert gehyped. Warum? Das Problem bei Audio Technica liegt in der Manufaktur und der Qualitätskontrolle. Während bei Mono-Mikrofonen nur eine Membran verbaut wird, sind es bei Kopfhörern zwei. Links und rechts je eine. Das System mit den Membranen wird Treiber genannt. Während der Frequenzgang der Kopfhörer individuell evtl. gut gefallen kann, sieht es bei der Abstimmung beider Treiber schlecht aus. Man spricht da von einem ungleichen Frequenzgang beider Treiber. Es ist durchaus normal, dass zwei Treiber niemals den exakt gleichen Frequenzgang haben. Bei Audio Technica ist aber der Unterschied weitverbreitet, zu stark und darüber hinaus hörbar. Das resultiert in einem verschobenen Stereobild. So passiert es, dass Leadsänger nicht in der Mitte, sondern links oder rechts stehen, was nicht der Fall sein soll. Oder die Kick-Drum ist nicht mittig. Während andere Marken das Abstimmen ziemlich gut im Griff haben, sieht es bei Audio Technica anders aus. Hier ist ein verschobenes Stereobild praktisch der Normalfall. Ja, ich bin jetzt natürlcih der analytische Hörer, dem jedes Detail auffällt, weil es auffallen muss. Ein vermurkster Mix vernichtet jedes Master. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit der Konsumenten nicht wahrnimmt, dass bei Audio Technica Kopfhörern das Stereoklangbild meist verschoben ist. Sind die Konsumenten so unkritisch geworden? Hören Sie es nicht? Ist es ihnen egal? Denken sie, es wäre normal? Es gibt einen einfachen Test: Man speise die Kopfhörer mit einem Monosignal. Dann stellt man bei intaktem Gehör schnell fest, ob das Stereobild verschoben ist. Man kann auch mit einem Sinuston in mono alle Frequenzen durchgehen und hören, wie sehr sich das Stereobild je nach Frequenz verschiebt.

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