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Produkttest

Aus China kommt viel Power: TCLs neuer Mini-LED-Fernseher im Test

Luca Fontana
9/11/2022

Gross ist er schon. Zumindest in China und Nordamerika. Jetzt will er auch in Europa Fuss fassen: Hersteller TCL. Mit dem C93-Mini-LED-TV schürt der Neo-Gigant grosse Erwartungen – aber erfüllt sie im Test nicht ganz.

«Mini LED ist nicht nur gleich gut wie OLED. Mini LED ist besser», sagt damals ein euphorischer Olivier Semenoux, Head of Product Management bei TCL Europe, im Interview zu mir.

Full Disclosure: Der Fernseher, die 65-Zoll-Version, wurde mir von TCL zum Testen zur Verfügung gestellt.

Design: Top und sogar mit verbessertem Sound

Ganz ehrlich? Wer einen Fernseher in dieser Preiskategorie kauft, wird sich nicht mit nur halbwegs vernünftigen TV-Lautsprechern zufriedengeben. Deren tiefgründige Analyse lasse ich darum aus.

Apropos: Zwischen der unteren Fernseherkante und dem TV-Möbel sind nur etwa drei Zentimeter. Das kann bei einigen Soundbars – etwa Sonys HT-A7000, die ich erst kürzlich getestet habe – zum Problem werden: Ist der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung bedeckt, wird das Ein- und Ausschalten des Fernsehers zum Krampf.

Seitlich betrachtet ist der C93 mit seinen 5,8 Zentimetern ziemlich dünn für einen LCD-Fernseher. Die meisten sind so um die sechs bis sieben Zentimeter dick. Das liegt an der zusätzlichen LED-Schicht, die die LCD-Pixel im Panel zum Strahlen bringen. Eine solche LED-Schicht hat TCLs C93 zwar auch. Nur sind da keine herkömmlichen Lämpchen, sondern Mini LEDs. Die bringen nicht nur bessere Bildqualität, sondern sind vor allem viel kleiner. Dazu später mehr.

Zu den Specs. TCL bietet Folgendes:

  • 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K144Hz, ALLM, FreeSync Premium Pro und HDMI Forum VRR)
  • Einer davon mit eARC (HDMI 3)
  • 1x USB-2.0-Port
  • 1x Ausgang für Toslink
  • 1x LAN-Port
  • 1x CI+ 1.4
  • Antennenanschlüsse
  • Bluetooth 5.2

Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Gerade Letzteres finde ich cool. Schliesslich ist TCL einer der wenigen TV-Hersteller, der nicht entweder HDR10+ oder Dolby Vision bietet. Dazu kommt Dolby Atmos inklusive Passthrough, falls du den Sound zu einem externen Soundsystem weiterschleifst.

Noch ein Wort zum Gewicht. Der Fernseher ist 32,4 Kilogramm schwer. Falls du den Fernseher an die Wand montieren willst, benötigst du deshalb eine VESA-300×400mm-Halterung. Die findest du bei uns hier im Shop.

Mini LED in a Nutshell

Um dir Mini LED richtig zu erklären, bräuchte es einen ganzen Artikel. Gut, habe ich den schon früher geschrieben. Falls dir das zu lange geht, kommt hier die kürzere Form. Wenn du nur wissen willst, wie gut der C93 ist, kannst du gleich alles überspringen und zum Kapitel «Messungen: Hohe Helligkeit, aber keine Spitzen-Farbtreue» scrollen.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Westworld», Staffel 2, Episode 2. Timestamp: 00:11:50.

Du siehst: Dank Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung kann TCLs C93 verdammt gut lokal dimmen. Damit kriegt er für einen LCD-Fernseher beeindruckendes Schwarz hin – und damit bessere Kontraste als seine FALD-Geschwister.

Messungen: Hohe Helligkeit, aber keine Spitzen-Farbtreue

Was jetzt kommt, geht noch tiefer in die Materie als die Mini-LED-Erklärung oben. Falls dich Tabellen und Diagramme nicht interessieren, kannst du das alles überspringen und direkt zum Kapitel «Das Bild: Wunderschöne, akkurate Farben – aber nur bei Dolby Vision» scrollen. Ab dort kommen meine subjektiven Eindrücke mit ganz viel Videomaterial.

Natürlich könnte ich nur abgefilmte oder abfotografierte Displays zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen. Letztlich würde ich so aber nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Wie hell, natürlich und farbgetreu ein Fernseher tatsächlich ist, lässt sich schliesslich auch in Zahlen messen. Das hat einen Vorteil: Zahlen sind objektiver als ich.

Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen. Von «Standard» über «Kino» bis zu «Dolby Vision», ohne Kalibrierung und manuelle Veränderungen in den Einstellungen. So, wie die meisten Normalsterblichen einen Fernseher benutzen. Schliesslich willst du ja wissen, ob ein Fernseher auch ohne teure und professionelle Kalibrierung akkurat und farbtreu ist. Nur die Sensoren für die automatische Helligkeit habe ich abgeschaltet. Die braucht kein Mensch.

Die besten Werte bei allen Arten von Inhalten – ausser beim Gamen, dafür solltest du immer den Game-Mode nehmen – erzielte der «Dolby Vision»-Modus. Die unten aufgeführten Messungen beziehen sich darum stets auf «Dolby Vision». Ausser dort, wo kein Dolby Vision als HDR-Quelle existiert. In diesem Fall habe ich den Modus «Kino» verwendet.

Die maximale Helligkeit

Die Helligkeit ist aus zwei Gründen für den Fernseher wichtig. Einerseits beeinflusst sie den Kontrastwert. Sie entscheidet darüber, wie viele unterschiedliche Farben ein Fernseher darstellen kann. Andererseits ist die Helligkeit dann wichtig, wenn du oft in lichtdurchfluteten Räumen fernschaust. Ist ein Fernseher nicht hell genug, kann er vom Umgebungslicht im Zimmer überstrahlt werden. Auf dich wirkt das Bild dann eher blass.

Schauen wir uns die Helligkeit des C93 an. In der Grafik vergleiche ich direkt mit Samsungs QN95B, die diesjährige Mini-LED-Konkurrenz.

Nit ist die englische Masseinheit für Candela pro Quadratmeter (cd/m²), also der Leuchtdichte beziehungsweise Helligkeit. 100 Nit entsprechen etwa der Helligkeit des Vollmondes am Nachthimmel.

Es gibt zwei Achsen: Die Vertikale steht für Helligkeit, die Horizontale für den Ausschnitt, in dem die Helligkeit gemessen wird. Bei zwei Prozent der gesamten Bildfläche, also punktuell und bei sehr kleinen Bildbereichen, erzielt TCLs C93 selbst für LCD-Verhältnisse einen wahnsinnig hohen Luminanzwert von über 2300 Nit. Und das im Dolby-Vision-Modus, der eher etwas dunkler ist als der «Standard»-Modus des Fernsehers.

Interessant ist der Vergleich mit Samsungs QN95B. TCL strahlt bei fast allen Fenstergrössen klar heller. Ausser bei der vollen Fenstergrösse, da schrumpft die Differenz auf nur noch schwer wahrnehmbare 23 Nit herunter. Ich würde also nicht sagen, dass TCLs Fernseher per se heller strahlt. Aber dort, wo die Pixel nur ganz punktuell hell leuchten müssen, hat TCL mehr Power. Etwa bei Laternen, einer Sonne oder Scheinwerfern.

Zur Einordnung: 681 Nit sind viel. Würdest du 2300 Nit auf 100 Prozent der Bildschirmfläche bekommen, würde es dir die Augen aus dem Kopf brennen. 681 Nit hingegen sind mehr als genug, um selbst in einem hellen Zimmer bei dunklen Szenen etwas auf dem Bild zu erkennen. Eine für LCD-Fernseher typische Eigenschaft übrigens. OLED-Fernseher strahlen technologiebedingt deutlich weniger hell. Viel Umgebungslicht bereitet ihnen darum Mühe.

Der Weissabgleich

Weiss entsteht beim Fernseher, wenn die roten, grünen und blauen Subpixel pro Pixel gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das tiefste Schwarz. Alles dazwischen ist demnach nichts weiter als Grautöne. Die Genauigkeit des Weissabgleichs wird darum mit zwei Tabellen gemessen:

  1. Graustufen Delta E (dE)
  2. RGB-Balance

Das Graustufen dE zeigt, wie stark die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Die RGB-Balance zeigt an, in welche Richtung die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Warum ist das wichtig? Schauen wir uns das am konkreten C93-Beispiel an:

Würdest du den Fernseher direkt neben einen Referenzmonitor stellen, bedeutete das:

  • Wert ist 5 oder höher: Die meisten Menschen erkennen den Unterschied zum Referenzmonitor.
  • Wert zwischen 3 und 5: Nur Expertinnen und Enthusiasten erkennen den Unterschied.
  • Wert zwischen 1 und 3: Nur Expertinnen erkennen den Unterschied, die Enthusiasten nicht.
  • Wert unterhalb von 1: Selbst Expertinnen erkennen keinen Unterschied.

Der Blick auf die RGB-Balance zeigt nun, inwiefern der Weissabgleich vom Referenzwert abweicht. Dort zeichnet sich nämlich ein leichter Blaustich ab, je weisser das erzeugte Weiss ist. Sprich: die blauen Subpixel strahlen etwas zu stark. Aber wie gesagt, die Abweichung bewegt sich gerade noch so um dE 5. Dass du den Blaustich bei einem echten Bild tatsächlich als solchen empfindest, ist daher sehr unwahrscheinlich. Gute Noten also für TCLs C93.

Der Color Gamut

Weiter geht’s mit dem Color Gamut, der Abdeckung der gängigsten Farbräume: Je grösser der Kontrast, desto mehr Farben können dargestellt werden und desto natürlicher wirkt das Bild. Wichtig ist der Gamut darum bei HDR-Inhalten, da sie mit ihrem namensgebenden hohen Dynamikumfang auf grosse Farbräume zurückgreifen.

  • Rec. 709: 16,7 Millionen Farben, Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV und Blu-Rays
  • DCI-P3 uv: 1,07 Milliarden Farben, Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, von HDR10 bis Dolby Vision
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 69 Milliarden Farben, wird in der Film- und Serien-Industrie noch kaum genutzt

Der grosse «Farbklecks», inklusive der abgedunkelten Bereiche, zeigt die ganze, vom menschlichen Auge erfassbare Farbpalette. Der aufgehellte Bereich links zeigt den Farbraum BT.2020. Rechts dasselbe, einfach der kleinere DCI-P3-Farbraum. Die weissen Kästchen zeigen die eigentlichen Grenzen der jeweiligen Farbräume. Die schwarzen Kreise hingegen die beim Messen tatsächlich gemessenen Grenzen.

Folgende Farbraumabdeckungen hat die Messung ergeben:

  • Rec. 709: 100% (gut = 100%)
  • DCI-P3 uv: 86,11% (gut = >90%)
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 61,54% (gut = >90%)

Der C93 kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 also «nur» auf 86,11 Prozent Abdeckung. Das ist nicht herausragend, aber immer noch nahe genug am Benchmark, um nicht als ungenügend durchzugehen. Dennoch: Samsungs Neo QLED kommt in dieser Disziplin auf eine für LCD-Fernseher sehr gute Abdeckung von 92,49 Prozent. OLED-Fernseher schaffen sogar etwas mehr. Und QD-OLED-Fernseher erreichen beinahe 100%.

Viel wichtiger ist darum der Color Error.

Der Color Error

Farben sind fürs Fernsehgerät nämlich keine Farben, sondern Zahlen. Zahlen, die die Farben innerhalb eines vorgegebenen Farbraums genau definieren. Etwa Feuerrot. Efeugrün. Oder Kadettblau. Schaust du fern, werden diese Zahlen als Metadaten an deinen Fernseher gesendet. Der interpretiert die Daten und stellt sie als entsprechende Farben dar. Einfach. Oder?

Jein. Fernseher können zwar die meisten Signale innerhalb der gängigsten Farbräume verarbeiten und darstellen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Farben auch akkurat darstellen. Sonst würde das Bild bei allen Fernsehern ja genau gleich aussehen. Es gilt darum: Je mehr die dargestellten Farben denen auf Referenzmonitoren entsprechen, desto farbgetreuer und besser der Fernseher.

Wie schon oben bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als dE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an. Die schwarzen Kreise hingegen die tatsächlich gemessenen Farben. Auch hier gilt: dE-Werte unterhalb von 5 sind für nicht-kalibrierte Fernseher gut.

dEa BT.2020 Sweeps: 3,41 (max 7,45)
dEa P3 Sweeps: 3,39 (max 6,97)

Spiegelungen

Und hier das Ergebnis:

Der TCL C93 kommt mit direkten Reflexionen weniger gut zurecht als etwa Samsungs S95B. Gerade abends kann die Lampe beim TV-Gucken echt störend wirken. Tagsüber sind Reflexionen allerdings kaum ein Problem. Das liegt aber mehr an der hohen Helligkeit des Fernsehers als an der eher durchschnittlichen Anti-Reflexionsschicht.

Zwischenfazit nach der Messung

Das Bild: wunderschöne, akkurate Farben – aber nur bei Dolby Vision

Helles Bild. Gute Farbe bei Dolby Vision. Weniger bei restlichen HDR-Inhalten. Theoretisch. Wie sieht’s in der Praxis aus?

Farbwiedergabe

Quelle: Disney+, «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Timestamp: 00:56:47.
Quelle: Apple TV+, «James Bond – Skyfall». Timestamp: 00:39:02.

Das fehlende Dolby-Vision-Format ist immer noch eine der wenigen grossen Schwächen Samsungs: TCLs Dolby-Vision-Bild wirkt nämlich angenehm warm, kräftig und trotzdem natürlich. Das siehst du vor allem bei Minute 3:07 im obigen Video, wenn du auf die Hauttöne und die Tapeten im Hintergrund achtest.

Black Crush und Shadow Details

Kurz: Dunkle Szenen sind ihre Paradedisziplin.

Etwa hier, bei «Blade Runner 2049». Im ersten Vergleich zwischen den beiden Mini-LED-TVs siehst du gut, wie die höhere Spitzenhelligkeit bei TCL meiner Kamera mehr Mühe bereitet, die Helligkeit richtig einzufangen, als bei Samsung. Besonders in Ryan Goslings Grossaufnahme. TCL aber handelt das Blooming um die Fenster herum etwas besser. Dafür gibt Samsung mehr Details in den dunklen Bildbereichen wieder.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Blade Runner 2049». Timestamp: 00:04:50.

Helligkeitsabstufungen

Ein letzter Bildtest: Helligkeitsabstufungen. Technologiebedingt lassen hier vor allem LCD-Fernseher ihre Muskeln spielen. Eigentlich. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel auf die Sonne im Hintergrund: Wo bei Samsung die Sonne gut als Kugel am Firmament zu erkennen ist, überstrahlt sie bei TCL alle Details am Himmel. Gut möglich, dass die Helligkeitssteuerung ihre liebe Mühe mit so viel Helligkeit hat.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Jurassic World». Timestamp: 00:21:18. Randnotiz: Das kurze Ruckeln links im Video kommt von meiner überhitzenden Kamera, die am Ende eines langen, heissen Sommertages genug vom Filmen hatte.

Interessant aber ist, dass ausgerechnet Sonys QD-OLED-Panel das helle Bildmaterial am besten handhabt; auf mich wirkt es heller und trotzdem natürlicher als seine Konkurrenz. Vor allem, wenn ich auf die Hautfarbe achte.

Prozessor: gute, aber nicht herausragende Noten

Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass er schlechte Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Bei TCL tönt das so: «Erleben Sie unglaubliche Bilddetails, wie sie von den Filmemachern beabsichtigt waren. Das Bild, das Sie sehen, ist so detailliert wie in der realen Welt. Tauchen Sie noch tiefer in die Tiefe und ins Detail ein!»

Hinter all dem sensationellen Marketing-Geschwurbel steckt, dass der Prozessor Rauschen entfernen, Farben verstärken, Kanten glätten, Bewegungen flüssiger machen und allfällige fehlende Pixel-Informationen dazurechnen soll.

Motion Processing und Judder

Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Achte beim Vergleich mit anderen Herstellern vor allem auf die vertikalen Balken in der Scheune.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:42:25.

TCL findet offenbar, dass ein Film ruckeln muss, schön cineastisch. Wie früher im Kino, vor dem digitalen Zeitalter. Mir ist das Geruckle aber zu viel. Zum Glück gibt’s die erweiterten Bildeinstellungen: Unter «Motion Flow» lässt sich die Judder-Reduktion aggressiver einstellen. Das Stottern wird dadurch weniger aufdringlich – ganz weg kriege ich es aber nicht.

Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:35:36.

Hier schlägt sich TCLs Prozessor schon besser, auch wenn er die Muskeln nicht ganz so stark spielen lässt wie etwa Samsungs oder Sonys Prozessor. Trotzdem: Das Bild fliesst, wirkt aber nie unnatürlich. Dazu kommt die präzise eingestellte Farbtemperatur. Nur in den dunklen Bereichen spielen die QD-OLED-Panels eine Liga höher: Das perfekte Schwarz gibt dem Bild den Extra-Punch und verleiht der Szene mehr Tiefe.

Reaktionszeit der Pixel

Quelle: Apple TV+, «For All Mankind», Staffel 1, Episode 5. Timestamp: 00:00:10.

Nicht schlecht, TCL. Denn für LCD-Fernseher ist es schwer, diese Szene frei von Schlieren darzustellen. Das zeigt der zweite Vergleich mit Samsungs Mini-LED-Fernseher. Achte dort vor allem auf den Doppelpunkt. Die QD-OLED-Fernseher danach geben sich überhaupt keine Blösse. Das überrascht mich nicht. OLED-Fernseher haben technologiebedingt ausgezeichnete Reaktionszeiten. Darum gelten sie auch als exquisite Gaming-Monitore. LCD-Fernseher sind in dem Punkt im Nachteil.

Upscaling

Jetzt der schwierigste Test. Dieses Mal will ich sehen, wie gut der Prozessor qualitativ weniger hochwertige Quellen hochskaliert. Blu-rays oder das gute alte Live-Fernsehen zum Beispiel. Oder «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, um mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.

Quelle: Netflix, «The Walking Dead», Staffel 7, Episode 1. Timestamp: 00:02:30.

Gaming: Input Lag und Game Mode

Tatsächlich messe ich mit dem Messgerät von Leo Bodnar einen durchschnittlichen Input Lag von sehr guten 12 Millisekunden, ohne allzu schwerwiegende Einbussen bei der Bildqualität zu erkennen. Darüber hinaus unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:

  • 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K144Hz / 8K60Hz)
  • Auto Low Latency Mode (ALLM)
  • Variable Bildraten (AMD Freesync Premium und HDMI Forum VRR)
Quelle: PS5, «Spider-Man: Miles Morales», 120Hz-Modus, VRR und Ray Tracing aktiviert.

Zufrieden stelle ich fest, dass die Farben wohlig warm sind, Schwarz auch wirklich schwarz ist, die Kanten scharf aussehen und das Bild selbst bei schnellen und ruckeligen Kameraschwenks nicht zu sehr verschwimmt. Achte etwa auf Miles’ dunkle Silhouette im Gegenlicht, die detaillierten Texturen des verschneiten New Yorks oder die gut sichtbaren Details in den Wolken. So sieht ein guter Game-Mode aus.

Schön: Ähnlich wie LG oder Samsung bietet auch TCL ein dediziertes Untermenü an, in dem du fürs Gamen selber noch Feinjustierungen vornehmen und die aktuelle Bildrate ablesen kannst. Sehr wichtig: TCLs C93 unterstützt den neuen VRR-120Hz-Modus der PS5 ohne Probleme.

Smart TV: Google TV

Fazit: Noch reicht es nicht für einen Spitzenplatz

TCL will weiterhin den europäischen Markt erobern. China beherrschen sie bereits. Nordamerika auch – beides Märkte, die das chinesische Tech-Unternehmen zu einem der grössten TV-Hersteller der Welt gemacht haben.

Summa summarum: Noch kann der Techgigant nicht ganz mit der Spitze mithalten. Dafür bräuchte der Fernseher einen leistungsstärkeren Prozessor. Das spüre ich schon beim ersten Einschalten während der Bedienung der Google-TV-Benutzeroberfläche. TCLs Vision vom grössten und fortschrittlichsten TV-Hersteller bleibt vorerst genau das – eine Vision.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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