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Luca Fontana
Hintergrund

Der Sky-Schweiz-Chef über die neue Ordnung: «HBO ist wichtig – aber nicht allein entscheidend»

Luca Fontana
18/12/2025

Der Streamingmarkt zerlegt sich selbst – und Sky steckt mittendrin. HBO Max, Netflix, Paramount: Sky-CEO Eric Grignon erklärt, warum er trotz Chaos auf Aggregation setzt und weshalb Sky Show nicht an Relevanz verlieren wird.

Streaming war selten so chaotisch – und so spannend. Kaum hat Warner Bros. Discovery offiziell bestätigt, dass HBO Max Anfang 2026 in der Schweiz startet, folgte die nächste tektonische Verschiebung: Netflix will Warner übernehmen. Nur wenige Tage später konterte Paramount mit einem direkten, feindlichen Angebot an die Aktionäre.

Ein Bieterkrieg ist ausgebrochen, bei dem es längst nicht mehr um Inhalte geht, sondern um Macht, Politik, Kontrolle und die zukünftige Struktur der gesamten Branche.

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Mitten in diesem globalen Sturm steht ein Streamingdienst, der wie kaum ein anderer davon betroffen ist: Sky Show. Seit Jahren war Sky die zentrale Anlaufstelle für HBO-Inhalte in vielen europäischen Ländern – von «Game of Thrones» über «House of the Dragon» bis hin zu «The Last of Us». Serien, die hierzulande nicht nur die Marke Sky geprägt haben, sondern auch dafür sorgten, dass viele Abonnentinnen und Abonnenten überhaupt erst bei Sky landeten.

Doch was passiert jetzt – wenn HBO Max kommt, wenn Rechte wandern, wenn Hollywood sich neu sortiert und Sky plötzlich nicht mehr nur Aggregator, sondern auch Krisenmanager eines sich selbst zerlegenden Streaming-Ökosystems wird? Genau darüber habe ich mit Eric Grignon, dem CEO von Sky Switzerland, gesprochen.

Sky-Chef Eric Grignon stellt sich wieder mal meinen Fragen.
Sky-Chef Eric Grignon stellt sich wieder mal meinen Fragen.
Quelle: Sky Switzerland

Eric, in unserem letzten Gespräch hast du gesagt: Zehn verschiedene Streamingdienste funktionieren in einem kleinen Markt wie der Schweiz nicht – Aggregation sei die Zukunft. Wie stehst du heute zu dieser Aussage?
Ich sehe das unverändert. Aggregation bleibt für mich der einzige nachhaltige Weg. Wir werden in Europa – und besonders in der Schweiz – weiterhin Konsolidierung erleben. Das passiert ja bereits auf Hollywood-Ebene, wo sich immer mehr Studios zusammenschliessen. Langfristig führt das zu weniger Plattformen.

Und trotzdem: Jetzt startet HBO Max auch hier, der Markt fragmentiert weiter.
Kurzfristig stimmt es: Der Launch von HBO Max macht alles komplexer. Kundinnen und Kunden müssen noch stärker suchen, wo welche Inhalte laufen. Aber ich betrachte das als Übergangsphase. Alle grossen Studios wollen im Moment direkt zum Endkunden und zur Endkundin, weil das klassische TV-Geschäft schrumpft. Auf Sicht wird sich der Markt wieder ordnen, und Aggregatoren werden dann eine zentrale Rolle spielen.

Heisst das, ihr werdet bald ohne Warner Bros. und Co. auskommen müssen?
Erstmal: Unsere Beziehung zu Warner Bros. Discovery endet ja nicht, nur weil HBO Max startet. Wir arbeiten weiterhin partnerschaftlich zusammen.

«Was, wenn Warner bei Netflix oder Paramount landet? Die Konsequenzen sind heute schlicht nicht vorhersehbar.»

Richtig. In eurer Kommunikation sagt ihr sogar, dass viele grosse HBO-Serien auch langfristig bei Sky Show bleiben. Was heisst «langfristig» konkret?
Für die nächsten paar Jahre kann ich klar sagen: Die neuen Staffeln der grossen Titel bleiben bei Sky Show. «The Last of Us», «Euphoria», «The White Lotus», «House of the Dragon», «Dune: Prophecy» – alles kommt nächstes Jahr mit neuen Staffeln. Was darüber hinaus passiert, hängt stark davon ab, wie sich die Studios entwickeln. Wenn Warner bei Netflix oder Paramount landet, wird sich die Streaming-Landschaft stark verändern. Wie, ist heute schlicht nicht vorhersehbar.

Das muss schwer sein. Niemand weiss so genau, wo Warner Bros. Discovery in den nächsten Monaten landen wird. Wie geht ihr damit um, wenn es so grosse Unsicherheiten bei einem so wichtigen Partner gibt?
Wir müssen flexibel bleiben und dürfen uns nicht auf ein einzelnes Studio festlegen. Am Ende interessieren sich die Menschen sowieso weniger für die Studios als für gute Inhalte. Unsere Aufgabe ist es, den Zugang zu diesen sicherzustellen.

«Für mich wäre das Schlimmste, wenn jemand mitten in einer Serie steckt und plötzlich die Rechte verschwinden.»

Also ganz so wie in deiner Aggregator-Vision: Die Menschen sollen eines Tages «à la carte» all ihre Lieblingsserien bei euch finden, unabhängig davon, bei welchem Studio oder Streamingdienst die Rechte liegen.
Genau. Wir wollen vermitteln. Kuratieren. Beweglich bleiben. Wir kennen den Schweizer Markt und seinen Geschmack, wir entwickeln unsere App hier, wir kommunizieren in allen Landessprachen. Wer von den grossen Studios in die Schweiz kommt, profitiert davon, mit uns zusammenzuarbeiten. Das macht uns optimistisch.

Ab 2026 werden dennoch bestimmte HBO-Inhalte wegfallen. Wie offen kommuniziert ihr diese Veränderungen?
Sobald wir wissen, welche Serien und Staffeln konkret betroffen sind, kommunizieren wir das transparent auf der Plattform. Für mich wäre das Schlimmste, wenn jemand mitten in einer Serie steckt und plötzlich die Rechte verschwinden. Diesen Menschen wollen wir Lösungen anbieten, wie sie sie trotzdem fertigschauen können. Und wichtig: Wenn etwas aus Sky Show verschwindet, bleibt es in allen Fällen über den Sky Store weiterhin verfügbar.

«HBO macht nicht mal mehr 20 Prozent unseres gesamten Serienkatalogs aus.»

HBO-Fans werden trotzdem fragen: «Warum sollte ich künftig zwei Abos abschliessen – Sky Show und HBO Max?»
HBO ist wichtig, aber nicht allein entscheidend. Oft wird unterschätzt, wie breit Sky Show tatsächlich aufgestellt ist. Wir haben NBC Universal und Peacock, wir haben unsere eigenen Sky Originals wie «Chernobyl», «The Day of the Jackal», das eine neue Staffel bekommt, «Tschugger» und weitere grosse Produktionen. Wir haben zusätzlich neue Partner wie Sony Pictures – ein Studio, das bewusst auf Kooperation setzt. HBO hingegen macht nicht mal mehr 20 Prozent unseres gesamten Serienkatalogs aus.

Das heisst, die Marktposition von Sky Show wird trotz HBO-Start stabil bleiben?
Ja. Wir werden 2026 weitere Inhalte hinzufügen. Sky Show wird nicht kleiner, sondern grösser. Selbst wenn einige HBO-Titel wegfallen, ersetzen wir sie durch starke neue Partnerschaften und eigene Produktionen. Und: «House of the Dragon» bleibt ja noch bei uns, das ist für 2026 wahrscheinlich der wichtigste HBO-Titel überhaupt. Auch «The Last of Us» und «The White Lotus» bleiben. Das sind enorme Zugpferde.

«Preisreduktionen? Kurzfristig wird es keine Anpassungen geben: Wir investieren derzeit massiv.»

Es gibt aber auch einen anderen Hebel, um Kundinnen und Kunden zu halten: den Preis. Habt ihr nie über eine Preisreduktion gedacht? Wenn HBO-Inhalte langfristig weniger werden, verliert Sky Show ja ein Stück seines bisherigen Alleinstellungsmerkmals.
Natürlich haben wir darüber nachgedacht. Aber kurzfristig wird es keine Anpassungen geben, weil wir unser Preisgefüge für sehr attraktiv halten. Wir investieren derzeit ja auch massiv in Sky Originals und in neue Partnerschaften wie jener mit Sony. Wir arbeiten an echter Aggregation – also «ein Preis, viele Inhalte». Und das ist für Kundinnen und Kunden viel wertvoller.

Was kommt denn konkret in den nächsten Jahren? Was wird Sky Show bieten, was es heute noch nicht gibt?
Nächsten Sommer veröffentlichen wir zum Beispiel ein neues schweizerisches Sky Original. Was genau, darf ich noch nicht sagen. Für 2027 und 2028 stehen dazu weitere Schweizer Produktionen in Vorbereitung – grösser und internationaler ausgerichtet als «Tschugger». Wir arbeiten mit lokalen Produktionspartnern, aber auch mit dem Sky-Netzwerk. Einige dieser Projekte könnten die bisher grössten Schweizer-Produktionen der Geschichte werden.

«Falls der RTL-Deal durchkommt, würden spannende neue Möglichkeiten entstehen – gerade im Wettbewerb mit Netflix und Amazon.»

Wow, nicht schlecht. Und wie sieht’s beim Sport aus?
Auch sehr gut. Unsere Aggregation im Sportbereich funktioniert ja heute schon: Wir bündeln Blue Sport, MySports und DAZN in einer App. Das ist weltweit einzigartig. Die Kundenzufriedenheit ist entsprechend hoch. Dazu haben wir auch noch Sky Broadband und Sky Mobile lanciert. In anderen Ländern wie Grossbritannien oder Italien ist Sky längst auch ein Telekomanbieter. Wir sehen, dass es hier denselben Bedarf gibt. Das stärkt unser Geschäftsmodell und macht uns unabhängiger.

Eine letzte Frage: Was bedeutet die mögliche RTL-Übernahme von Sky Deutschland, Schweiz und Österreich für euch?
Wir operieren – bis die Behörden den Kauf abgesegnet haben – als getrennte Unternehmen und tauschen keine Informationen aus. Aber wir denken, dass es nächstes Jahr soweit sein könnte. Dann würden spannende neue Möglichkeiten entstehen, gerade im Wettbewerb mit Netflix und Amazon. Bis dahin können wir allerdings leider noch nichts mitteilen.

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    von Luca Fontana

Titelbild: Luca Fontana

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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