Wplace / Los Angeles
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Die Welt als Wimmelbild: Neuer Trend macht Pixel-Art zum globalen Community-Projekt

Debora Pape
12/8/2025

Viele Köche verderben den Brei? Nicht im Wplace-Projekt: Hier kreieren Menschen auf der ganzen Welt einen Pixel-Art-Flickenteppich, der zusammengenommen ein globales Kunstwerk ergibt.

Für manche Dinge muss man das Internet einfach lieben. Das neue Community-Projekt Wplace gehört definitiv dazu. Stell dir eine interaktive Weltkarte vor, die als Echtzeit-Leinwand für Pixel-Art dient – und jeder Mensch auf dem Planeten kann mitmachen. Jedenfalls, solange die Wplace-Server mitmachen. Das Projekt ging ab Ende Juli viral und der Andrang auf die Karte ist so groß, dass Mitmachen derzeit nicht möglich ist.

Aber zumindest kannst du auf Wplace nach Kunstwerken Ausschau halten. Du brauchst nur manchmal Geduld, bis die Karte und die Pixelkunst geladen sind. Und Vorsicht: Dank Wplace ist die Welt ein Wimmelbild und das Betrachten macht süchtig.

Vor wenigen Tagen vermeldete der Betreiber des Projekts, der brasilianische Software-Entwickler Murilo Matsubura, auf Instagram, dass bereits eine Million Menschen teilgenommen haben. Die Performanceprobleme aufgrund des hohen Zulaufs seien dem Team bewusst und es arbeite daran.

Woher kommt Wplace?

Kommt dir das Konzept der Community-Leinwand vage bekannt vor? Dann hast du recht: Wplace bedient die gleiche Idee wie das alle Jahre wiederkehrende, aber immer nur temporär durchgeführte Reddit-Event r/place.

In Albuquerque dominieren Anspielungen auf «Breaking Bad» und «Better call Saul».
In Albuquerque dominieren Anspielungen auf «Breaking Bad» und «Better call Saul».
Quelle: Wplace

Der Unterschied ist, dass Wplace keine leere Leinwand nutzt, sondern die Weltkarte. Das inspiriert dazu, auch lokale Botschaften, Sehenswürdigkeiten und Events zu verewigen. So finden sich etwa in Albuquerque in den USA zahlreiche Anspielungen auf die Serie «Breaking Bad», die dort spielte.

Außerdem ist das Projekt im Gegensatz zu r/place nicht zeitlich begrenzt. Derzeit sind keine Pläne bekannt, die Leinwand zu schließen. Und genug Platz gibt es vorerst: Mehr als vier Billionen Pixel stehen zur Verfügung.

Ein Leaderboard, auf das du direkt von der Weltkarte aus zugreifst, zeigt, wo es besonders viele Kunstwerke zu sehen gibt und welche User am meisten Pixel platziert haben. Am häufigsten wurden bislang Brasilien, die USA und Russland verziert.

Was es nicht alles gibt auf der Welt

Wenn du eine pessimistische Sicht auf Menschen im Internet hast, mag das in vielen Fällen stimmen. Doch in Wplace finden sich erstaunlich wenige Hassbotschaften und ich habe noch keinen einzigen P*mmel gefunden. Stattdessen zeigt sich die geballte Kreativität der Teilnehmenden. Ich habe mich umgeschaut und zeige dir ein paar Werke.

Bei Berlin findest du eine kilometerlange Musikplaylist in der Landschaft. Vielleicht willst du ja noch deinen eigenen Lieblingssong einfügen.

Nur ein kleiner Ausschnitt der Liste.
Nur ein kleiner Ausschnitt der Liste.
Quelle: Wplace

Zum Gazakonflikt gibt es unterschiedliche Meinungen, klar ist jedoch: Die Zivilbevölkerung leidet. Tausende Herzen zeigen Solidarität mit den Menschen.

Der Gazastreifen ist mit tausenden roten Herzen bedeckt.
Der Gazastreifen ist mit tausenden roten Herzen bedeckt.
Quelle: Wplace

Der aus Tolkiens «Der Herr der Ringe» bekannte Zauberer Gandalf blockiert wie vor wenigen Jahren das Containerschiff «Ever Given» den Suezkanal. Immerhin hat Gandalf auch den Balrog nicht vorbeigelassen und ist demnach wohl recht gut im Blockieren.

Auf Wplace wird der Suezkanal nicht nur von Schiffen blockiert.
Auf Wplace wird der Suezkanal nicht nur von Schiffen blockiert.
Quelle: Wplace

Weitere kreative Beispiele und Infos zum Wplace-Hype findest du hier.

Zürich, wo sich die Digitec-Firmenzentrale befindet, könnte übrigens noch mehr Kunstwerke vertragen. Auffällig ist auf jeden Fall die große Uhr – ich wüsste zu gern die Geschichte dahinter.

Auch Zürich ist mit Kunstwerken versehen.
Auch Zürich ist mit Kunstwerken versehen.
Quelle: Debora Pape

Pixel für Pixel entstehen Kunstwerke

Damit niemand einfach den ganzen Globus schwarz anmalt, gibt es eine Einschränkung: Die Anzahl der Pixel, die du auf einmal platzieren kannst, ist stark begrenzt. Danach musst du warten, bis sich dein Kontingent wieder aufgefüllt hat. Du brauchst also Geduld, wenn du ein aufwändiges Kunstwerk fertigstellen möchtest – und auch etwas Glück, denn andere können an dein Werk ansetzen.

Schneller geht es, wenn du dich mit anderen zusammentust. Dann könnt ihr euch gemeinsam an ein Bild setzen und es schneller fertigstellen – dazu müsst ihr euch aber genau abstimmen. Es ist nicht möglich, das Bild vorab zu skizzieren.

Mithilfe von Browser-Plugins kannst du dir aber beispielsweise Bildvorlagen anzeigen lassen. Damit wird das Erstellen wirklich sehenswerter Kunstwerke einfacher. Das Plugin Blue Marble ist dafür beliebt.

Titelbild: Wplace / Los Angeles

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.

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