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Hintergrund

Eine Volkskrankheit, die kaum jemand kennt aber fast jede 10. Person betrifft: Hashimoto-Thyreoiditis

Die Schilddrüse ist das Gaspedal deines Körpers. Stimmt damit etwas nicht, gerät der gesamte Motor außer Takt. Tatsächlich erkranken immer mehr Menschen an der Schilddrüsenunterfunktion Hashimoto-Thyreoiditis – viele davon, ohne es zu wissen.

Hashimoto-Thyreoiditis mag klingen wie der Name einer exklusiven japanischen Modemarke. In Wirklichkeit ist es jedoch nichts Begehrliches, sondern eine ernste Krankheit.

Ähnlich wie Endometriose und das polyzystische Ovarialsyndrom gehört die Hashimoto-Thyreoiditis zu den Krankheiten, bei denen es oft Jahre bis zur Diagnose dauert.

Als «Gaspedal des Körpers» wird die schmetterlingsförmige, walnussgroße Schilddrüse, die sich unterhalb des Kehlkopfs um die Luftröhre schmiegt, auch bezeichnet. Und wenn das Gaspedal streikt, kommt der gesamte Motor ins Stottern – deshalb treten Hashimoto-Symptome auch in vielfältiger Form auf.

Wie viele Menschen betrifft die Erkrankung?

Schätzungsweise vier bis zehn Prozent der Bevölkerung werden eines Tages an Hashimoto erkranken, «manche Studien gehen von bis zu zwölf Prozent aus», so Dr. med. Christian Lunow in seinem Ratgeber «Der Hashimoto-Guide». Der Mediziner ist Ärztlicher Leiter vom Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen in Bornheim und Bonn und einer der wenigen Experten in Deutschland für die Autoimmunerkrankung.

Fakt 1: Hashimoto wird häufiger diagnostiziert als früher – und häufiger bei Frauen

Fakt 2: Ursachen sind multifaktoriell

Als Risikofaktoren für Hashimoto diskutiert die Forschung unter anderem gesteigerte Jodzufuhr, Chemikalien, Infektionen mit Bakterien und Viren (zum Beispiel das Hepatitis-C-Virus), Alkohol, Tabakkonsum, Stress, Vitamin-D-Mangel.

Und wenn man schon schlechte Gene und Pech hat, gilt für Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte leider auch: Es können andere Begleit- und Folgeerkrankungen hinzukommen, auch aus dem Autoimmunumfeld wie Morbus Crohn, Diabetes oder Zöliakie.

Fakt 3: Die Symptome bei Hashimoto sind nicht immer eindeutig

Fakt 4: Woran man die Erkrankung festmacht – und warum der TSH-Wert nicht alles ist

Die diffusen Symptome allein reichen nicht aus, um die Diagnose sicherzustellen. Doch sie sind eines von mehreren Mosaikstücken, aus denen sich das Bild einer Hashimoto-Thyreoiditis zusammensetzt. Bei Verdacht lässt man im Blut die Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4) und Antikörper (TPO-AK) bestimmen. Fachleute empfehlen zusätzlich einen Ultraschall der Schilddrüse, um die Erkrankung eindeutig nachzuweisen

Was Erkrankte über den TSH-Wert wissen sollten: Er ist zwar ein «sensitiver Messfühler», so Mediziner Lunow, doch zugleich auch «entsprechend störanfällig». Sprich: Er ist «nicht der unbestechliche Zeuge, für den er oftmals gehalten wird.»

Was wiederum bedeutet: Die bislang geltenden Normwerte für den TSH-Wert sind problematisch. Je nach Individuum kann der Referenzrahmen nämlich zu eng sein – und schon eine latente Schilddrüsenunterfunktion vorliegen, die aber unbehandelt bleibt. Deshalb muss ein TSH-Laborergebnis immer im Zusammenhang mit den anderen Werten plus den Symptomen gestellt und regelmäßig überprüft werden.

Fakt 5: Wie man Hashimoto behandelt

Geheilt werden kann Hashimoto-Thyreoiditis nicht – Betroffene müssen ein Leben lang Medikamente nehmen. Nehmen die autoimmunbedingten Gewebeschäden zu, sinkt die natürliche Hormonproduktion. Deshalb brauchen Erkrankte eine Hormonersatztherapie: Sie nehmen die fehlenden Hormone als synthetisches T4 in Form von Levothyroxin-Tabletten (L-Thyroxin) zu sich, seltener als Tropfen.

Erfahrene Ärztinnen und Ärzte machen dabei nicht alles an den Laborwerten fest. Entscheidend ist das Befinden der Erkrankten. Bessern sich die Symptome durch L-Thyroxin, ist es der richtige Weg. Wenn nicht, muss die Dosierung der Hormongabe über Trial and Error nachjustiert werden – oft auch über Wochen oder gar Monate mit engmaschigen Kontrollen inklusive Blutuntersuchungen.

Ziel der Behandlung sei eben nicht ein optimaler TSH-Wert, sagt Experte Lunow, denn – siehe oben – für einen individualisierten optimalen TSH-Wert gebe es ja keine objektiven Kriterien. Deshalb sei «das subjektive Wohlbefinden des Patienten das Maß aller Dinge».

Mit zunehmendem Alter und bei sich ändernden Hormonwerten z.B. aufgrund von Schwangerschaft, muss man die Hormondosis ohnehin anpassen. Immer sei das therapeutische Ziel, «sich dem individuellen TSH-Bedarf wenigstens anzunähern.» Eine erfahrene ärztliche Begleitung ist bei Hashimoto demnach unabdingbar.

Fakt 6: Manche Betroffene leiden trotz Medikation weiter an Symptomen

Doch auch andere Faktoren können die Erkrankung und somit die Therapie beeinflussen. Man müsse sich die Erkrankung wie einen «Brand in einem Haus» vorstellen, heißt es im «Hashimoto-Guide». «Ebenso wie die verwendeten Baustoffe Geschwindigkeit und Hitze des sich ausbreitenden Feuers beeinflussen, kann die Anwesenheit bestimmter Stoffe und die Abwesenheit anderer Stoffe den Verlauf der Entzündung beeinflussen.»

Nun hat der Körper gewissermaßen «Brandschutzmittel» zur Verfügung – und das sind Nährstoffe wie Zink, Selen, Vitamin D. Bei Hashimoto-Erkrankten aber fehlen diese häufig, so Mediziner Lunow: «Zu den häufigsten Mangelerscheinungen, auf die wir bei unseren Patienten stoßen, zählen Vitamin-D-Mangel, Selen-, Eisen- und Vitamin B-Mangel.» Deshalb sollten Betroffene diese Werte zusätzlich zu den Schilddrüsenhormonen regelmäßig checken lassen.

Auf eigene Faust mit Nahrungsergänzungsmitteln zu substituieren, ist allerdings keine gute Idee. Denn bei einer dauerhaften Selen-Zufuhr beispielsweise erhöht sich das Risiko, an Typ2-Diabetes zu erkranken. Die Gabe von Mineralstoffen und Vitaminen muss daher in medizinischer Absprache und unter Beobachtung erfolgen.

Spezielle Hashimoto-Diäten, die wirksam sind, gibt es nach derzeitigem Wissenstand nicht. Eine gesunde Ernährung gegebenenfalls mit Reduktion von Kohlenhydraten zugunsten von Fett und Eiweiß kann sich jedoch als günstig erweisen – und manche Betroffene verspüren eine Verbesserung ihrer Symptome, wenn sie auf Gluten verzichten.

Titelbild: shutterstock

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Mareike Steger
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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