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Hintergrund

Erledigt und abgehakt – Warum es gut ist, Dinge zu vergessen

Begonnen, erledigt, vergessen. Ein normaler Aufgaben-Zyklus. Praktisch, dass unser Gehirn dabei mitspielt. Der Zeigarnik-Effekt erklärt, wie das funktioniert.

«Sich Dinge zu merken, kann man gut lernen, da gibt es verschiedene Techniken, aber vergessen ist nicht so einfach». So oder so ähnlich hat es mir Prof. Dr. Erb, Sozialpsychologe an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg in unserem Gespräch erklärt.

Denn was ich von ihm wissen will, hat mit unserem Gedächtnis zu tun. Genauer: dem sogenannten Zeigarnik-Effekt. Und der hat mit dem Vergessen von Dingen zu tun, sobald sie erledigt sind.

Der Zeigarnik-Effekt entlastet das Gehirn

Die Schülerin des damals schon berühmten Psychologen Kurt Lewin, Mitbegründer der Feldtheorie, wiederholte ihre Beobachtungen anhand weiterer Experimente und stellte eine Regel fest: Ist eine Aufgabe noch nicht abgeschlossen, merken wir sie uns besser, als wenn sie bereits erledigt ist.

Praktisch, denn auf diese Weise bleiben wir am Ball, solange er in der Luft ist. Dieses Phänomen machen sich beispielsweise auch Medienunternehmen zum Vorteil. Der Zeigarnik-Effekt ist hier besser bekannt als Cliffhanger-Effekt: Fernsehserien halten unsere Neugier aufrecht, indem Handlungen erst in einer neuen Episoden weitergeführt und beendet werden. Fortsetzung folgt! Nur, wie lange kann man sich gedulden bzw. wie lange hält der Effekt an?

Gedächtnis: Begrenzte Aufnahmefähigkeit ist normal

Zuerst einmal: Das menschliche Erinnerungsvermögen lässt sich vereinfacht gesagt in zwei Systeme unterteilen: in das Kurzzeit- und das Langzeitgedächtnis. «Das Kurzzeitgedächtnis hat eine Haltedauer von einigen Sekunden bis hin zu einigen Minuten – bei Schachspielern womöglich auch länger», sagt Professor Erb.

Diesen Transfer können demente Menschen nicht mehr leisten: Sie vergessen, was gerade eben war – es wandert keine Information aus dem Kurzzeitgedächtnis mehr ins Langzeitgedächtnis. Es folgt also keine weitere Verarbeitung des Erlebten, weshalb es verschwindet.

Der Weg vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis

Zurück zum Zeigarnik-Effekt: Dieser findet im Langzeitgedächtnis statt – aber nur kurzfristig. Experte Erb erklärt: Der Kellner aus dem obigen Beispiel merkt sich nicht nur die Bestellung, sondern verknüpft sie mit den Personen und dem Tisch, an dem sie aufgegeben wurde. Dadurch wandert die Information vom Kurzzeitgedächtnis kurzfristig ins Langzeitgedächtnis – und kann von dort wieder abgerufen werden.

«Wenn wir beim Kellner bleiben, so zeigt sich: Die Information, zum Beispiel Tisch 7, zwei Bier und eine Bockwurst, landet sozusagen kurzzeitig im Langzeitgedächtnis und wenn er dann ausgeliefert hat, wird sie überschrieben. Das Gehirn braucht diese Information nicht mehr und löscht sie», sagt Prof. Erb.

Vom Vergessen und Merken lernen

Bekannt sind unter anderem sogenannte Memotechniken, wie etwa Reime und Merksätze, Mindmaps oder Geschichten, die du dir als Merkhilfe einfallen lassen kannst, um Inhalte aus dem Gedächtnis zu kramen.

Lass dir helfen: Den Zeigarnik-Effekt bewusst nutzen

Das Spannende am Zeigarnik-Effekts ist nun: Wenn du dir über seine Wirkung bewusst bist, kannst du ihn auch aktiv einsetzen. Denn einerseits kann der Effekt natürlich dazu führen, dass du unvollendete Aufgaben und Projekte aus Job, Ausbildung oder der Uni mit nach Hause nimmst, wo sie dich weiter beschäftigen und dir womöglich Schlaf und Nerven rauben.

Bewusst eingesetzt, kannst du andererseits den Zeigarnik-Effekts für dich nutzen:

Lass Projekte, deren Lösung dir bisher nicht gelang oder mit der du noch nicht zufrieden bist, absichtlich liegen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu behandeln. Hier greift dann der sogenannte Inkubationseffekt, sagt Erb:

Titelfoto: shutterstock

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Notizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.


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