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Auf der IFA vorgestellt: Roborock bringt nun auch Rasenmäher-Roboter
von Lorenz Keller
Der Yuka Mini von Mammotion bietet viel fürs Geld. Er fährt – natürlich – ohne Begrenzungskabel und findet dank eingebauter Kamera immer den richtigen Weg. Sogar Streifenmuster mäht er in den Rasen. Aber er hat auch eine Schwäche.
Nach dem frustrierenden Test des Sileno Free von Gardena (hier mein Bericht) kommt der Yuka Mini 600 von Mammotion als nächstes Testgerät gerade recht. In meinem Garten probiere ich aus, wie die Einrichtung klappt, wie gut die Kamera ist und wie nah er an den Rand kommt.
Auch der Yuka Mini 600 ist ein Next-Generation-Mähroboter, also einer, für den du keinen Begrenzungsdraht verlegen musst. Mammotion setzt stattdessen auf eine Kombination aus Kamera mit Objekterkennung sowie ein NetRTK- und 4G-Modul. Dahinter verbirgt sich die Nutzung von Daten zur zentimetergenauen Positionierung, ohne dass ich dafür eine RTK-Antenne aufstellen muss. Die ist zwar auch in der Box, aber ich bin froh, dass das doch sehr technisch anmutende Gerät im Karton bleiben kann.
Anfang nächstes Jahr muss ich mir jedoch überlegen, was ich mir den Komfort kosten lasse. Denn ab dann verlangt Mammotion Geld für die 4G-Option.
Weil ich auf die RTK-Antenne verzichte, dauert die Inbetriebnahme des Yuka Mini tatsächlich nicht viel mehr als die vom Hersteller versprochenen 15 Minuten. Ich platziere die Ladestation am Rand der Rasenfläche, verbinde sie mit dem Netzkabel und das wiederum mit der Steckdose. Anschliessend lade ich die Mammotion-App herunter und richte dort den Yuka Mini über Bluetooth ein. Für die Steuerung aus der Ferne darf die App auf mein WLAN zugreifen.
Dann kann’s losgehen. Ich wähle zur Erfassung des Arbeitsbereichs im ersten Versuch die Variante für Faule. Heisst, der Yuka Mini erkundet mit Kamera, Satellitendaten und Korrekturdaten aus dem Netz die Rasenfläche und seine Ränder. In meinem L-förmigen Garten gibt es hier einige Herausforderungen:
Am Ende hat der Roboter laut App eine Fläche von 57 Quadratmetern erfasst – deutlich weniger als es effektiv sind, nämlich 81 Quadratmeter, von mir vermessen. Die übrigen 24 Quadratmeter wären dann wohl mein Job, also Nacharbeit mit einem Rasenkantenschneider.
Zu viel. Deshalb probiere ich die manuelle Erfassung aus. Mit Vorwärts-Rückwärts- und Links-Rechts-Touchflächen auf dem iPhone steuere ich den Yuka Mini jetzt viel näher an den Rändern entlang. Sogar durch die enge Passage wage ich mich. Gut drei Zentimeter Platz habe ich links und rechts des Mähroboters zum Manövrieren. Das klappt sehr gut, die Steuerung reagiert schnell und ich habe volle Kontrolle über den Mähroboter. Am Ende der Runde habe ich den Mähbereich auf immerhin 72 Quadratmeter erweitert.
Beim anschliessenden Test-Mähen manövriert der Yuka Mini anstandslos durch die enge Passage, souverän wie ein Lastwagenchauffeur in den engen Gassen einer italienischen Altstadt.
Und er fährt auch deutlich näher am Rand. Nur die Ecken und rechten Winkel mag er immer noch nicht. Kommt ihm zum Beispiel die Ecke des Brunnens zu nah vor die Kamera, definiert er diesen – durchaus zu Recht – als Hindernis und fährt grossräumig drum herum. Daran ändert sich auch nichts, wenn ich die Hinderniserkennung von «empfindlich» zu «standard» oder gar «aus» wechsle.
Hohe Begrenzungen um die Rasenfläche und rechte Winkel sind also auch für superschlaue KI-Kamera-Mähroboter ein Problem. Die saugenden Roboter-Geschwister haben da ja inzwischen mit kleinen ausfahrbaren Bürsten eine Lösung, Mähroboter leider noch nicht. Ich hoffe auf die Zukunft.
Die Art, wie der Yuka Mini gebaut ist, verhindert, dass in den Ecken gemäht wird. Der Drehteller mit den Klingen ist mittig platziert. Es gibt zehn Zentimeter Abstand zwischen dem äussersten Ende der drehenden Klingen und dem Kunststoffgehäuse. Und dann kann der Mähroboter natürlich auch nicht nur Millimeter entfernt von Wand, Mauer oder erhöhter Rabatte entlangfahren. In der Praxis bleibt bei mir ein Streifen von etwa fünf Zentimetern stehen. In den Ecken deutlich mehr.
Ist der Mähbereich einmal nach meinen Wünschen definiert, geht es ans Feinjustieren. In der App richte ich ein, wann und wie oft der Yuka Mini ausrücken soll. Ich kann sogar definieren, in welchem Muster er fahren soll. Mammotion lässt seine Roboter nämlich nicht im wilden Zickzack und nach Zufallsprinzip über den Rasen cruisen. Stattdessen läuft alles in geordneten Bahnen ab. Nach Wahl lasse ich in Streifen mähen oder ein Schachbrettmuster, wobei ich hier auch andere Winkel einstellen kann. In der App definiere ich zudem, wie viele Runden der Yuka Mini am Rand fahren soll, bevor er sich der Innenfläche widmet.
Ich sage ihm, dass er zur Schonung des Rasens in einem sanften Drei-Punkt-Manöver wenden soll, anstatt auf der Stelle, wo ein Antriebsrad vorwärts und das andere rückwärts läuft. Das sieht dann so aus:
Sogar die Geschwindigkeit lässt sich einstellen. Ich habe mit 0,2 m/s die zweitlangsamste gewählt. Meine Rasenfläche ist eher klein, da darf der Mäher auch gerne sehr gründlich fahren. Je langsamer er unterwegs ist, desto mehr Grashalme erwischen die fünf Messer im Drehteller. Höchstgeschwindigkeit wäre übrigens 1 m/s, also 3,6 km/h.
Und ich wähle eine möglichst grosse Überlappung der Bahnen, denn ja, auch das lässt sich in der App einstellen. Einzig die Schnitthöhe kann ich nicht in der App anpassen. Dazu gibt es ein Drehrad auf dem Gehäuse, wo ich zwischen 20 und 60 Millimeter wählen kann.
In den acht Wochen, in denen ich den Yuka Mini jetzt in Betrieb habe, ist er kein einziges Mal irgendwo stehen geblieben. Es gab kein Feststecken, Verstecken unter Büschen, keinen Signalverlust. Er jammert zwar, wenn er über einen Stein fährt und ein Rad angehoben ist, kann sich aber aus der misslichen Lage selbst befreien. So soll es sein.
Mähroboter werden – zum Teil zu Recht – immer wieder kritisiert, weil sie eine Gefahr für Igel darstellen. Besonders in der Dämmerung im Frühling und im Herbst können sich Jungtiere und Maschinen im Garten begegnen. Deshalb solltest du zum Beispiel deinen Mähroboter nur tagsüber laufen lassen.
Beim Yuka Mini von Mammotion sorgt die Kamera zuverlässig dafür, dass Igel kaum überfahren und verletzt oder gar getötet werden dürften. In meinen Tests mit einem Igel-Dummy erkennt der Mäher zuverlässig das Hindernis und umfährt es.
Eigentlich ist der Yuka Mini mit meiner kleinen Rasenfläche unterfordert. Sie ist klein und er hat sie in höchstens zwei Stunden geschafft – und es dauert auch nur so lange, weil ich alle Optionen zu Gunsten der Gründlichkeit eingestellt habe.
Um den Yuka Mini etwas mehr zu fordern, richte ich bei unseren Nachbarn zwei weitere Mähbereiche ein. Das klappt in der App problemlos und so könnte ich den Yuka Mini die ganze Woche beschäftigen, heute bei uns, morgen beim Nachbarn, und wieder von vorn.
Die App ist zur Bedienung des Yuka Mini zentral. Ohne Frage: Sie kann viel. Und weil das so ist, sind mir die Menüs teils zu unübersichtlich geraten und der Screen zu überladen.
Ich weiss teils gar nicht, wo ich hinschauen soll und welche Optionen ich von welchem Screen aus erreiche oder welches Symbol für was steht. Da ist in Sachen Benutzerfreundlichkeit definitiv noch Luft nach oben. Meinen Schwiegervater würde ich jetzt nicht unbedingt alleine auf die App loslassen. Zum Beispiel habe ich erst spät und zufällig herausgefunden, wie ich eine begonnene Aufgabe abbrechen und den Yuka Mini zur Ladestation zurückbeordern kann.
Der Yuka Mini 600 ist ein richtig guter Mäher. Er cruist ohne Begrenzungskabel sicher durch den Garten und braucht dafür noch nicht einmal eine RTK-Antenne. Seine fünf Klingen mähen zuverlässig und sauber. Wenn du möchtest, macht er dir sogar Muster in den Rasen. Er hat von Regensensor über Hinderniserkennung bis zu No-Go-Zonen, Zeitplänen und zusätzlichen Mähbereichen ziemlich alles an Bord, was es an Technologie derzeit auf dem Markt gibt. Bis dahin, dass du per Smartphone die Kamerasicht zur Überwachung im Garten nutzen kannst.
Zwei Schwächen habe ich im Test dennoch entdeckt – und ziehe in Summe dafür auch einen Stern in der Wertung ab. Erstens hat der Yuka Mini Schwierigkeiten, Gras am Rand und in Ecken zu mähen. Zweitens wirkt die App etwas konfus und teils schwer zu bedienen.
Pro
Contra
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.
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