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Gib der Kellerassel noch eine Chance – sie ist faszinierender, als du glaubst

Du findest Kellerasseln eklig? Zugegeben, auf den ersten Blick mögen sie das sein. Aber wenn du diese fünf Fakten über die kleinen Wesen lernst, wirst du ihnen garantiert mit neuen Augen begegnen.

Wenn’s krabbelt, kreucht und fleucht, bin ich die Erste, die das Weite sucht. Die unvorhersehbare Flugbahn, der eklige Matsch an der Wand, wenn ich sie mit einem Flipflop erwische – alles in mir sträubt sich, Insekten zu mögen. Und doch sind hin und wieder ganz spannende Arten mit eigenartigen Lebensweisen dabei. Aber genug von den Insekten, jetzt geht’s um die Kellerassel!

1. Der landlebende Cousin der Krabben

Obwohl es naheliegend scheint, sind Kellerasseln (Porcellio scaber) gar keine Insekten. Stattdessen gehören Roly Polys – so werden sie umgangssprachlich auf Englisch genannt, süss oder? – zur Klasse der höheren Krebse (Malacostraca). Sie sind die einzigen landlebenden Krebstiere, die sich ausserhalb des Wassers fortpflanzen können.

Asseln sind keine Insekten, sondern Krebstiere.
Asseln sind keine Insekten, sondern Krebstiere.
Quelle: Shutterstock

2. Asseln atmen über Kiemen

Delfine und Wale leben unter Wasser und kommen an die Wasseroberfläche, um ihre Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Kellerasseln machen es genau andersherum. Sie leben an Land und nehmen den Sauerstoff über kiemen-ähnliche Organe am letzten ihrer sieben Beinpaaren auf. Deswegen sind sie auf feuchte Lebensbereiche angewiesen und verkriechen sich gerne in dunkle und feuchte Stellen in Kellern oder unter Steinen im Garten.

3. Speiseplan: abgestorbene Pflanzen, Lebensmittelreste und Kot

Asseln leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Sie ernähren sich grösstenteils von abgestorbenem organischem Material, das sie dann zu Humus zersetzen. Dieser ist für den Nährstoffaustausch vieler Pflanzen essenziell. Nahrungsreste, die den Darm der Tiere unvollständig verdaut passieren, landen kurzerhand wieder auf dem Menuplan. Asseln fressen ihren eigenen Kot mehrmals, bis sie den grössten Teil der darin enthaltenen Nährstoffe aufgenommen haben. Ein Nahrungsmittel-Loop, den ich nicht unbedingt nachmachen will.

4. Kellerasseln sind soziale Tierchen

Wo eine Kellerassel kriecht, kann eine zweite nicht weit entfernt sein, denn sie sind alles andere als Einzelgänger. Eine Forschungsgruppe hat das Verhalten der Krebstiere untersucht und in einem Experiment festgestellt, dass sich die Hälfte aller Einzeltiere innert zehn Minuten in kleineren Gruppen gesammelt haben. Kurz darauf haben sich die einzelnen Gruppen zu einer grossen zusammengetan und daraus einen riesigen Kellerasselknäuel geformt.

Könnten die sozialen Kellerasseln eine Inspiration für die Creepers im Film «Mickey 17» gewesen sein?
Könnten die sozialen Kellerasseln eine Inspiration für die Creepers im Film «Mickey 17» gewesen sein?
Quelle: Warner Bros. Pictures

5. Leckere Riesenasseln aus dem All

Auch wenn die Tiere aussehen, als wären sie aus der Tiefe der Galaxie entsprungen und mit UFOs auf der Erde gelandet, bewohnen sie unseren Planeten schon seit einer Ewigkeit. Tatsächlich sind die Fossilien der ältesten Kellerasseln, die gefunden wurden, über 50 Millionen Jahre alt. Trotzdem werden auch heute noch neue Arten entdeckt. Anfangs 2025 hat eine Forschungsgruppe eine Riesenassel aufgrund ihrer markanten Kopfform nach Darth Vader benannt. Die wasserlebende Assel gilt in Vietnam als beliebte Speise und wird dort als Delikatesse betrachtet.

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Die Kellerassel ist für mich ein wunderbarer Beweis dafür, dass um uns herum faszinierende, fast ausserirdisch anmutende Lebewesen existieren. Wir beachten sie im Alltag kaum oder ekeln uns vor ihnen und wissen oft nichts über ihr Leben – und doch leisten sie einen riesigen Beitrag zur Erhaltung unserer Welt.

Über ein Tier, das unseren Alltag zwar erschwert, dabei aber keineswegs an Faszination verliert, hat Kollegin Katja Fischer geschrieben.

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Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.

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