Patrick Vogt
Hintergrund

Mein kulinarisches Guilty Pleasure von früher schmeckt immer noch

Patrick Vogt
4/7/2025

Als Kind hasste ich Peperoni, heute liebe ich sie über alles. Als Kind liebte ich dieses eine selbst kreierte, belegte Brötchen – und heute? Ich hab’s nach mehreren Jahrzehnten wieder mal probiert.

Kürzlich hat mir Redaktionskollegin Stephanie ihre, sagen wir, besondere Essensvorliebe verraten. Hin und wieder schaufelt sie ordentlich Ovomaltine in eine Tasse, schüttet grosszügig Vollrahm nach und löffelt das Ganze dann aus. «Wie ein McFlurry, einfach nicht gefroren», meint Steph zum Geschmackserlebnis.

Klingt nach einem sündhaft feinen kulinarischen Guilty Pleasure. Es erinnert mich an meine Kindheit, in der ich die Ovomaltine gerne auf dem Butterbrot verteilt habe. Noch viel lieber hatte ich damals aber ein belegtes Brötchen, das ich selbst kreiert habe. Eines, das mir jeweils irritierte Blicke meiner Mutter sowie den Spitznamen «kulinarischer Tiefflieger» einbrachte. War mir egal, mir hat’s geschmeckt.

Die Zutaten für das kulinarische Guilty Pleasure meines Kindheits-Ichs.
Die Zutaten für das kulinarische Guilty Pleasure meines Kindheits-Ichs.

Klein Patricks «Gourmet»-Schnittchen

Ich weiss beim besten Willen nicht mehr, welcher Teufel mich bei meiner Eigenkreation geritten hat. Dafür weiss ich noch ganz genau, was du dafür brauchst – solltest du sie jemals selbst ausprobieren wollen. Viel ist es nicht:

Bestreiche eine Scheibe Brot mit Mayonnaise. Und zwar so grosszügig, dass der getrocknete Schnittlauch daran haften bleibt, den du anschliessend darüber streust. Gar nicht mal so ungewöhnlich bis dahin, denke ich. Doch zum Schluss kommt jetzt noch das Wichtigste und möglicherweise ausgefallenste: Verteile ein paar Hörnli auf das Mayo-Schnittlauch-Brötchen. Ungekochte Hörnli, versteht sich – für den Crunch, weisch.

Das war's auch schon. Guten Appetit!

Zugegeben, rückblickend klingt das auch für mich ein bisschen seltsam, vor allem der Teil mit den ungekochten Hörnli. Vielleicht ist das ja so ein Ding unter Kindern. Wenn es bei uns Teigwaren gibt, schleicht unsere sechsjährige Tochter oft in die Küche, klaut ein paar rohe Spaghetti und isst sie genüsslich. Vielleicht hat sie das aber auch einfach von mir.

Was sagt das Erwachsenen-Ich dazu?

Während ich Kollegin Stephanie von meinem kulinarischen Guilty Pleasure erzähle, wird mir bewusst, wie lange ich es nicht mehr gegessen habe. Ich mache die Probe aufs Exempel und streiche mir Jahrzehnte später wieder mal ein paar Schnittchen. Mag ich mein Lieblingsbrötchen von damals noch? Ich bin skeptisch, zumal ich inzwischen nur noch selten zur Mayonnaise greife.

Hey, das schmeckt ja immer noch!
Hey, das schmeckt ja immer noch!

Doch meine Zweifel verfliegen schon nach dem ersten Bissen. Die zitronige Note der cremigen Mayo harmoniert wunderbar mit dem leicht zwiebligen Aroma des Schnittlauchs. Dazu die geschmacksneutralen Hörnli für den Biss. Mein Kindheits-Ich hatte vollkommen recht: Das. Ist. Lecker. Auch heute noch, über 30 Jahre später.

Gourmet-Schnittchen 2.0

Bei aller Freude über eine fast vergessene, lange nicht mehr dagewesene Gaumenfreude, so richtig haut mich das schon nicht mehr vom Hocker. Mein Geschmack hat sich weiterentwickelt – und genau das kann mein Lieblingsbrötchen von damals doch eigentlich auch. Ich könnte ja mal eine andere Mayonnaise nehmen. Zum Beispiel jene, von der Galaxus-Kulinarikpapst Simon so schwärmt:

Natürlich könnte ich auch den getrockneten Schnittlauch durch frischen aus dem Garten ersetzen. Und anstelle der ungekochten Hörnli könnten Röstzwiebeln für den Crunch sorgen. Mmh, ich befürchte, mein kulinarisches Guilty Pleasure erhält demnächst ein Upgrade.

Hast du auch eine geheime Genuss-Sünde? Verrats der Community und mir in den Kommentaren!

Titelbild: Patrick Vogt

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Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen. 

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