Produkttest

Preis-Leistungs-Tipp? So fährt sich der Segway Max G3 D

Der Segway Max G3 D fährt im Test von Schloss Hegi zum Schloss Frauenfeld solide, sicher – und günstiger als viele Konkurrenten. Nur der Komfort bleibt manchmal auf der Strecke.

Segway-Ninebot will mit dem Max G3 D in der Königsklasse mitfahren – und das zu einem Preis, den sich auch Normalsterbliche leisten können. Der E-Scooter mit Doppelfederung, starken Bremsen und grosser Reichweite kostet 829 Franken – und damit weniger als andere Topmodelle.

Ich fahre mit dem Scooter auf meiner Testfahrt vom Schloss Hegi in Winterthur zum Schloss Frauenfeld im Herzen der gleichnamigen Hauptstadt des Kantons Thurgau. In beiden Schlössern aus dem 13. Jahrhundert haben weder Könige noch Prinzen gewohnt. Höchstens Landvögte und niedrige Adlige, die sich aber ein wenig wie Könige fühlen durften. So wie ich auf dem preiswerten E-Scooter.

Vor dem Schloss Hegi starte ich auf eine 26 Kilometer lange Tour.
Vor dem Schloss Hegi starte ich auf eine 26 Kilometer lange Tour.

Gute Federung, aber keine elektronischen Helfer

Nach ein paar Fotos vor dem Schloss Hegi im Osten von Winterthur mache ich mich auf den Weg. 13 Kilometer hin und 13 Kilometer zurück liegen vor mir: 92 Höhenmeter hinauf, 141 hinunter – und das Ganze wieder retour.

Gleich auf den ersten Kilometern muss der E-Scooter seine Qualitäten beweisen. Denn der Weg durchs Naherholungsgebiet und am Segelflugplatz vorbei ist nicht asphaltiert. Da bin ich froh, dass der Segway gefederte Achsen hat.

Feldwege mit Kies sind für den Segway kein Problem.
Feldwege mit Kies sind für den Segway kein Problem.

Vorne und hinten hat der Hersteller jeweils eine hydraulische Federung eingebaut. Diese dämpfen kleine Unebenheiten sehr gut, und ich fahre bequem und mit 20 km/h Höchsttempo über den Feldweg.

Ich mache auf diesem Untergrund gleich mal einen Bremstest. Der Scooter hat vorne und hinten Scheibenbremsen, die richtig gut zupacken. Ein elektronisches Bremssystem wie bei teureren Modellen fehlt jedoch, sodass ich auf losem Untergrund vorsichtig sein muss. Die Räder blockieren auf dieser Unterlage ziemlich schnell und ich schlittere über den Kies.

Sportmodus für die Bergetappe

Weiter geht’s durch die Landgemeinde Wiesendangen und über verlassene Landstrassen in Richtung Thurgau. Diese Strecke ist sehr angenehm zu fahren. Auf dem grossen Trittbrett stehe ich bequem, die schlauchlosen 11-Zoll-Räder rollen geschmeidig ab.

Bei den leichten Steigungen kommt mir der starke Motor zugute. 500 Watt beträgt die Ausgangsleistung, 2000 Watt die Maximalleistung. Damit kann ich die gesamte Strecke mit 20 Stundenkilometern fahren – und überhole auch mal ein paar Velofahrende, wenn es bergauf geht.

Diese Velofahrer habe ich auf dem Anstieg kurz vorher überholt.
Diese Velofahrer habe ich auf dem Anstieg kurz vorher überholt.

Allerdings muss ich, sobald es steiler wird, in den Sport-Modus schalten. Damit fährt der Segway-Ninebot Max G3 D zwar nicht schneller, allerdings stehen mir mehr Kraftreserven zur Verfügung – und der Akkuverbrauch ist dementsprechend höher. Ich komme damit beispielsweise auch die Rampe mit 18-Grad-Steigung aus unserer Tiefgarage heraus.

Hartes Pflaster für den Scooter

Richtung Gachnang führt die Strecke bergab. Ohne Gas zu geben, rollt der E-Scooter mit 24 oder 25 km/h. Das gefällt ihm aber gar nicht: Ein Warnhinweis blinkt im grossen und gut ablesbaren Display auf – und der Segway piepst sogar. Andere Modelle machen das nicht – und es ist auch nicht nötig, solange ich innerhalb der geltenden Geschwindigkeitsregelungen von in diesem Fall 50 km/h bleibe.

Auch sonst macht das Zweirad viel zu viele nervtötende Geräusche, etwa beim Blinken und beim Einschalten. Zum Glück kann ich die Töne in der App ausschalten.

Im Display warnt das System bei der Bergabfahrt – der dazugehörige Warnton nervt.
Im Display warnt das System bei der Bergabfahrt – der dazugehörige Warnton nervt.

Diese muss ich mir zumindest nach dem Kauf installieren, ein Konto erstellen und mich einmal damit verbinden, um das E-Trottinett mit den passenden Ländereinstellungen zu aktivieren. Um zu fahren, benötige ich die App anschliessend nicht mehr. Allerdings finde ich dort durchaus sinnvolle Einstellungen – etwa einen Wegfahrschutz oder die Verbindung zum «Find My»-Netzwerk von Apple, sodass ich den Scooter leichter orten kann.

Im Dorf Gachnang stosse ich neben der Kirche aus dem 13. Jahrhundert überraschend auf eine kurze Strecke mit Pflastersteinen. Hier gerät das Federungssystem des Max G3 D an seine Grenzen. Die Schläge sind deutlich spürbar. Solche Unebenheiten bügeln die Teleskopdämpfer im Segway ZT3 Pro D beispielsweise deutlich besser aus.

Die Federung kommt auf Pflastersteinen an die Grenze.
Die Federung kommt auf Pflastersteinen an die Grenze.

Hier kannst du den Test zum teureren und schwereren Modell von Segway nachlesen:

  • Produkttest

    Segway ZT3 Pro D im Test: robuster E-Scooter für bequeme Ausflüge

    von Lorenz Keller

Robuste Bauweise, aber schwer

Nach rund 45 Minuten Fahrzeit komme ich in Frauenfeld an. Ich parkiere direkt vor dem Schloss am Rande der Altstadt.

Da das im Gebäude untergebrachte Historische Museum erst am Nachmittag geöffnet ist, gönne ich mir ein Mittagessen mit Sicht aufs Schloss. Die Zanderchnusperli im «Scharfen Eck» sind durchaus empfehlenswert.

Mittagspause mit Blick aufs Schloss Frauenfeld.
Mittagspause mit Blick aufs Schloss Frauenfeld.

Die Zwischenbilanz nach dieser längeren Strecke: Der Segway Max G3 D ist ein robuster E–Scooter mit viel Power, der für längere Strecken gut geeignet ist. Die Federung ist eher straff, was für kleine Unebenheiten auf Kieswegen gut ausreicht, in einer Stadt mit viel Pflastersteinbelag dagegen würde ich auf ein anderes Modell setzen.

Mit 24,5 Kilogramm Gewicht kann ich das Zweirad anheben und beispielsweise in einen Kofferraum verfrachten. Das Gewicht ist einerseits der massiven Bauweise, andererseits dem grossen Akku geschuldet. Ob Segway seine Reichweitenversprechen von 75 bis 80 Kilometern einhalten kann, werde ich am Schluss der Tour auswerten. Zuerst einmal steht noch der Rückweg an.

Kein Tempomat für die Langstrecke

Den Weg kenne ich ja jetzt, daher kann ich die Fahrt geniessen. Ich düse an Hühnern, Kühen, Geissen und an Ponys vorbei – und vermisse dabei einen technischen Helfer: den Tempomat, den einige Konkurrenten eingebaut haben. Ich kann also keine konstante Fahrgeschwindigkeit eingeben, sondern muss immer den Gashebel durchdrücken.

Auch sonst hat Segway bei diesem Modell auf Schnickschnack verzichtet. Der einzige Luxus neben der Federung sind Blinker im Lenker. Elektronische Helfer wie Traktionskontrolle, Antiblockiersystem oder eben auch ein Tempomat fehlen.

Die Bremsen packen richtig gut zu.
Die Bremsen packen richtig gut zu.

50 Kilometer Reichweite sind realistisch

Kurz vor dem Ende der Zwei-Schlösser-Fahrt gönne ich mir bei der Bäckerei Meier in Wiesendangen noch einen feinen Mandelgipfel, damit ich für die Endabrechnung beim Schloss Hegi einige Minuten später gestärkt bin.

Ein Mandelgipfel kurz vor Ende der grossen Tour.
Ein Mandelgipfel kurz vor Ende der grossen Tour.

Der Scooter zeigt einen Akkustand von 30 Prozent an. Das heisst: Ich habe 70 Prozent des Akkus für 26 Kilometer Strecke verbraucht. Mit einer Ladung wäre ich in diesem Alltagstest nicht mal 40 Kilometer weit gekommen. Segway verspricht aber eine Reichweite von 75 Kilometern bei Tempo 20 km/h, bei 15 km/h sollen es gar 80 Kilometer sein. Allerdings wird diese Angabe – wie bei allen anderen Herstellern auch – mit einem 80 Kilogramm schweren Fahrer auf ebener Strecke gemessen.

Für mich im Testalltag ohne grosse Steigungen sind rund 50 Kilometer Reichweite mit voller Batterie realistisch. Die Abweichung zu den Herstellerangaben ist übrigens kein Ausreisser, diese habe ich bisher bei allen Tests festgestellt. Der Navee ST3 Pro zum Beispiel wird mit 75 Kilometern Reichweite angepriesen. Hier habe ich im Alltagstest mit weniger Steigung gar nur 30 Kilometer geschafft und nicht 40 Kilometer wie mit dem Segway.

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Zu Hause angekommen, erhole ich mich von der langen Fahrt und stecke den Scooter an den Strom. Erfreulich ist, dass dazu ein einfaches Stromkabel ausreicht. Segway hat den Transformator direkt in den Scooter eingebaut, es liegt nicht wie bei der Konkurrenz ein grosser, schwarzer Kasten am Boden. In nur 3,5 Stunden lädt der Max G3 D von 0 auf 100 Prozent. Das ist hervorragend, andere Modelle brauchen doppelt so lange. Mit einem optionalen DC-Ladegerät könnte ich die Zeit gar auf 2,5 Stunden reduzieren. Der E-Scooter hat dafür einen zweiten Ladeeingang.

Fazit

Robust, zuverlässig – und ohne Schnickschnack

Der Segway-Ninebot Max G3 D ist ein fahrstabiler und robuster E-Scooter mit starkem Motor und guten Scheibenbremsen. Die Reichweite ist gut, in der Realität aber weit von den Herstellerangaben entfernt.

Für einen fairen Preis bekommst du ein umfassendes Gesamtpaket, das ohne viele zusätzliche Extras auskommt. Elektronische Helfer beispielsweise fehlen. Die Federung ist auf normalen Strassen oder Feldwegen gut, stärkere Unebenheiten kann das Trottinett aber nicht ausbügeln.

So ist der Segway-Ninebot Max G3 D insgesamt gut, aber auch unspektakulär. Im Vergleich zur Konkurrenz stimmt das Gesamtpaket, abheben kann sich der Hersteller jedoch nur durch das Schnellladesystem und den Preis.

Pro

  • stabile Bauweise
  • starker Motor
  • schnelle Akkuladung
  • gut ablesbares Display
  • starke Bremsen

Contra

  • Federung reicht nicht für Kopfsteinpflaster
  • schwere Konstruktion
  • keine elektronischen Sicherheitshelfer
Segway-Ninebot Max G3 D (20 km/h, 80 km, 500 W)
E-Scooter
EUR1110,33

Segway-Ninebot Max G3 D

20 km/h, 80 km, 500 W

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.

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