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Hintergrund

Was soll ich bloß sagen? Wie du die richtigen Worte für Freunde in Not findest

Mareike Steger
16/10/2024

Wenn Menschen, die dir nahestehen, einen schweren Schicksalsschlag erleiden, fehlen dir womöglich die richtigen Worte. Und statt zu trösten, meldest du dich gar nicht. Dann ist dieser Text für dich. Regel Nummer 1: Es ist nie zu spät, sich zu melden.

Frau Paul, macht es einen Unterschied, ob wir jemanden trösten, weil ein lieber Mensch gestorben ist oder weil jemand seinen Job verloren hat? Bewerten wir das unterschiedlich schwer?

Angenommen, man ist schon so weit, zu erkennen, dass dieses Bewertungssystem blockiert. Wie kommt man da heraus – und tröstet?

Wieso brauchen wir überhaupt Trost von anderen?

Die Frage ist: Muss man es Trost nennen? Nennen wir es einfach Unterstützung. Wir sind Herdentiere, wir sind genetisch programmiert auf Kontakt mit anderen. Wir fühlen uns sicherer, wenn wir mit anderen zusammen sind. Und gerade, wenn jemand einen Verlust erlebt, sei es durch Tod oder Trennung oder auch durch eine Demenz, dann geht etwas verloren. Ein Mensch, der mir lieb ist, der Teil meines Alltags war, ist nun nicht mehr an meiner Seite.

Es geht darum, Einsamkeit zu verhindern?

Ich habe Ihnen zwei Beispiele mitgebracht, wie man es wohl nicht richtig macht. Beispiel eins: Ich sehe meine Schwägerin nur ein- bis zweimal im Jahr. Als ihre Mutter gestorben ist, habe ich sie telefonisch nicht erreicht. Und ihr nur einen immerhin sehr wohlüberlegten Kondolenzbrief geschrieben. Bis heute zweifle ich, ob das genug war.

Mein anderes Beispiel: Als einer alten Schulfreundin etwas Trauriges widerfahren ist, worüber sie mich per SMS informiert hatte, schrieb ich ihr tröstende Worte zurück. Verbunden mit dem Satz. «Ich rufe dich bald an.» Nun ja... das habe ich nicht geschafft. Und es irgendwann sein gelassen, weil ich mich so geschämt habe.

Also Floskeln besser bleiben lassen?

Haben Sie Beispiele für Floskeln?

«Du bist so stark». «Jetzt wird es langsam besser». «Du kommst darüber hinweg». «Du musst nach vorne schauen.». «Reiß dich zusammen». «Du musst nur loslassen.» «Irgendwann weißt du, wozu es gut war.» «Du bist noch so jung.»

Das klingt furchtbar übergriffig.

Das ist es auch. Es gibt nur eine Floskel, die als gesellschaftliche Konvention gilt und somit in Ordnung geht: Wenn man beim Tod eines Menschen sein «Beileid» ausdrückt. Da geht es nicht um die Worte, sondern um die Anteilnahme, die man damit meint. «Mein herzliches Beileid» ist also eine Abkürzung von: «Ich habe davon gehört und es berührt mich emotional. Ich denke an dich.»

Muss man immer anrufen? Oder darf man Text-Nachrichten schicken?

Ganz grundsätzlich gefragt: Wie kommunizieren, wie eher nicht?

Was außer Floskeln gehört beim Trostspenden zu den No-Gos?

Jede Form der Zwangsbeglückung. So etwas wie: Jetzt gehen wir aber mal raus/etwas essen/auf eine Party ... Schnelles Lösungen-Anbieten und -Präsentieren geht meistens in die Hose. Entweder macht es der Freund widerwillig mit oder gar nicht – und dann ist die berufene Helferin, beleidigt. Aber um sie geht es ja gar nicht.

Helfen Sie mir: Wie macht man es richtig?

Haben Sie zum Beispiel das Gefühl, der trauernde Freund oder die Freundin versinkt in Einsamkeit, dann seien Sie konkret, aber lassen trotzdem eine Wahl. Wie: «Dir hat es doch immer Spaß gemacht, mit mir und dem Hund Gassi zu gehen. Ich bring Max morgen mit, vielleicht magst du mit uns eine Runde hinausgehen.» Gut möglich, dass ein Nein kommt. Oder aber: Ihr Angebot regt bei dem Trauernden etwas an – und er sagt, was er wirklich braucht.

Ihre Beispiele klingen alle so leicht. Mir fallen solche passenden Sätze nie ein.

Haben Sie keine Scheu, es geht einfach um liebevolle Gesten. Und darum, dem anderen nichts aufzubürden. Der andere darf aus Ihrem Angebot wählen, aber er möge sich bitte keine Gedanken machen, wie es Ihnen damit geht und wie er reagiert. Viele Trauernde erzählen, wie schwer es für sie ist, dass ausgerechnet sie sich auch noch darum kümmern müssen, die verstörte Umgebung zu trösten.

Verstörte Umgebung, weil wir den Umgang mit Trauer und Schicksalsschlägen und Tod nicht gewohnt sind?

Titelbild: shutterstock

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Mareike Steger
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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