

Woher weiss der Stimmungsring, wie ich mich fühle?

Ein Schmuckstück, das Gefühle sichtbar macht? Klingt zu schön, um wahr zu sein. Trotzdem lohnt sich ein Blick darauf.
Was heute mithilfe von Smart-Ringen überwacht wird, versuchte ich als Kind analog und ganz ohne Tech-Schnick-Schnack herauszufinden – mit einem Stimmungsring, der seine Farbe meinem mentalen Zustand anpassen sollte. Dafür verglich ich, was er mir zeigte, mit der beigelegten Tabelle und las ab, ob ich gerade gestresst, glücklich oder gelassen war.
Meine kindliche Neugier war so gross wie mein Vertrauen in die Vorhersagen des Moodrings – bis er mir eines Tages weismachen wollte, dass ich verliebt sei. Bah, niemals! Von da an war mein Glaube an seine Kraft gebrochen. Nur eines blieb: die Faszination für den mysteriösen Farbwechsel des Schmuckstücks.

Die Idee hinter der Vorhersagen
Ganz so abwegig sind die Vorhersagen mit der Farbskala gar nicht. Zumindest vereinfacht gesehen könnte die Körpertemperatur einen Hinweis darauf geben, ob ich mich gelassen oder gestresst fühle.
Zum Beispiel: Wenn ich auf der Couch sitze und mir zum dritten Mal dieselbe Folge von «Bob's Burgers» anschaue, signalisiert mein Gehirn meinem Körper: «Alles entspannt, die Blutgefässe bleiben offen». Das Blut verteilt die Wärme in allen Körperregionen gleichmässig.
Erschrecke ich dann, weil ich eine haarige Spinne im Zimmer bemerke, reguliert mein Körper die Durchblutung so, dass vor allem lebenswichtige Organe wie Herz und Gehirn bevorzugt versorgt werden. Die feinen Blutgefässe in Händen und Füssen ziehen sich zusammen und kühlen dadurch ab.
Mit der Temperaturveränderung würde sich die Farbe des Rings ändern und ich könnte von der Tabelle ablesen, wie es mir geht.
Aber ganz so simpel ist die Sache eben doch nicht. Die Körpertemperatur hängt nicht allein vom Gemütszustand ab, sondern wird von vielen verschiedenen Einflüssen bestimmt, etwa von der Lufttemperatur.
So funktioniert der Farbwechsel
Selbst wenn der Ring eigentlich nichts über meine Laune aussagen kann, faszinieren mich die chemischen Prozesse hinter dem Farbwechsel. Zuerst wird eine Schicht Flüssigkristalle, die aus einer Vielzahl von organischen Molekülverbindungen besteht, auf den wärmeleitenden Ring aufgetragen. Dann wird beobachtet: Im Ausgangszustand sind die Kristalle fest. Ihre Moleküle richten sich in eine gemeinsame Richtung aus und erscheinen dadurch in einer bestimmten Farbe. Verändert sich die Temperatur, ändern die Moleküle ihre Ausrichtung und reflektieren das Licht anders – eine neue Farbe erscheint. Sobald der Ring wieder seine Ausgangstemperatur erreicht, kehrt auch die ursprüngliche Farbe zurück.

Quelle: Wikipedia @Minutemen
Nicht nur Ringe verändern ihre Farbe
Der Prozess der temperaturbedingten Farbänderung wird Thermochromie genannt und für unterschiedliche Anwendungen im Alltag genutzt. So offenbaren «Zaubertassen» ein neues Bild, wenn sie mit heissem Inhalt befüllt werden oder verändern spezielle Nagellacke ihre Farbe, wenn die Hände unter kaltem Wasser gehalten werden. Mit dem gleichen Prinzip funktioniert Kindergeschirr, das anhand der Farbe darauf hinweist, wenn das Essen zu warm ist und eine Verbrennungsgefahr für das Baby besteht.

Die einzige Vorhersage, der ich glaube
Auch wenn der Ring eine hübsche, kleine Spielerei ist, weiss ich noch immer am besten, wie es mir wirklich geht. Sollte er allerdings einmal schwarz werden, meine Körpertemperatur verdächtig kühl sein und ich mich nicht mehr bewegen, dann weisst du: Es könnte ernst sein.
Wie geht es dir heute? Schreib es in die Kommentare.


Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.