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Disney / Marvel Studios
Kritik

«Captain America: Brave New World»: Ernüchterung mit Ansage

Luca Fontana
12/2/2025

Er sollte unbequem sein. Er sollte mutig sein. Doch «Captain America: Brave New World» ist am Ende nur eines: ein weiteres Kapitel im MCU, das lieber gefallen will, statt Haltung zu zeigen.

Eines vorweg: Die folgende Filmkritik enthält keine Spoiler. Ich verrate dir nicht mehr, als ohnehin schon bekannt und in den Trailern zu sehen ist.

Marvel bleibt eben Marvel.

Jetzt soll «Captain America: Brave New World» den roten Faden wieder aufnehmen. Endlich. Aber kann ein Film über patriotische Ideale und gebrochene Helden das Marvel-Universum wirklich neu ausrichten?

Darum geht’s in «Captain America: Brave New World»

Er trägt den Schild. Den von Steve Rogers. Dem Captain America. Doch Sam Wilson (Anthony Mackie) ist nicht Steve Rogers. Er hat kein Superserum in den Adern, keine mythische Heldengeschichte im Rücken. Er ist nur ein Mann – mit Flügeln, einem unerschütterlichen Willen und der Erkenntnis, dass der Kampf nicht endet, nur weil man einen Titel trägt.

Aber nach den Ereignissen von «Falcon and the Winter Soldier» hat ihm die Welt keine Wahl gelassen. Und in «Captain America: Brave New World» steht Sam sogar einer Welt gegenüber, die immer noch im Chaos des Blips taumelt und sich dort einem Gefahrenherd stellen muss, wo seit «Eternals» die Überreste eines Celestials aus dem Meer ragen.

Genau darum versucht Präsident Thaddeus «Thunderbolt» Ross (Harrison Ford), das bröckelnde Fundament mit harter Hand zu stabilisieren. Doch Ordnung hat ihren Preis. Neue Bedrohungen wachsen im Schatten der Macht, und Sam muss herausfinden, ob ein Schild reicht, um sie aufzuhalten – oder ob der wahre Kampf nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in den Köpfen der Menschen ausgetragen wird. Denn ein Symbol kann jeder tragen. Die Frage ist: Wer gibt ihm Bedeutung?

Wenn Mut nur ein Marketingversprechen ist

Gleich vorweg: Nein, «Captain America: Brave New World» hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Nicht mal annähernd. Bevor jetzt jemand meint, ich sei selbst schuld, weil ich sie zu hoch geschraubt hätte: Marvel in Ehren – ich habe ja nicht den nächsten «Citizen Kane» erwartet. Aber zumindest ein Film, der etwas in mir auslöst. Begeisterung. Überraschung. Irgendwas.

Stattdessen liess mich «Brave New World» mit exakt einer Emotion zurück: Ernüchterung. Nicht, weil der Film katastrophal schlecht ist – das wäre wenigstens unterhaltsam gewesen (ja, «Madame Web», ich meine dich). Sondern, weil er so … mutlos ist. Durchschnitt. Nicht mehr. Ironisch, wenn man bedenkt, dass der Titel genau das Gegenteil suggeriert.

«Brave New World» hingegen wirkt wie ein sorgfältig zusammengeschraubtes Puzzle, das Checkboxen abarbeitet – nur dass die Teile nicht wirklich zusammenpassen. Ein bisschen «The Incredible Hulk» hier, ein Hauch «Eternals» da, und natürlich noch ein paar Versatzstücke aus «Falcon and the Winter Soldier». Alles zusammen ergibt einen Film, der weniger erzählt, als dass er verwaltet.

Vielleicht liegt genau darin das Problem: «Brave New World» will irgendwas über Identität und Werte sagen, aber weiss selbst nicht so genau, was. Übrig bleibt eine Story, die letzten Endes recht viel hanebüchener ist als mir der Trailer weismachen wollte. Wie gesagt: ernüchternd.

Von der schönen neuen Welt …

Bestes Beispiel? Der Titel: «Brave New World». Das kann kein Zufall sein. Für mich ist er eine Anspielung auf Aldous Huxleys gleichnamigen dystopischen Roman aus dem Jahr 1932.

Die Geschichte dort spielt in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit in einer scheinbar perfekten Welt lebt. Es gibt keine Kriege, keine Armut, kein Leid. Die Gesellschaft ist strikt hierarchisch organisiert und genetisch manipuliert. Emotionen, Individualität und kritisches Denken werden unterdrückt – stattdessen wird das Glück der Bevölkerung durch Konsum, oberflächliche Unterhaltung und die Droge Soma sichergestellt.

Im Buch opfert die Gesellschaft also Individualität und Freiheit für Stabilität und Glück. Im Film hätte Präsident Thaddeus Ross genau diesen Konflikt verkörpern können. Der Trailer suggeriert ja sogar, dass er versucht, nach dem Chaos des Blips eine perfekte Ordnung zu schaffen – eine «schöne neue Welt». Koste es, was es wolle.

Ohne zu spoilern: Davon sind wir weit entfernt.

… zur flachen neuen Story

Schade. Gerade Sam Wilson als neuer Captain America wäre perfekt gewesen, um als Ross’ Gegenspieler unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Ein schwarzer Mann, der das Symbol der amerikanischen Ideale verkörpert? Der könnte Themen wie strukturellen Rassismus, Nationalismus oder koloniale Machtstrukturen direkt adressieren.

Die Vorarbeit dazu hatte «Falcon and the Winter Soldier» sogar geleistet. Dort waren es die Flag Smashers, die nationale Grenzen und Machtstrukturen hinterfragten. Ross als Präsident, der ein autoritäres Amerika verkörpern würde, hätte weiter in dieselbe Kerbe schlagen können. Als Red Hulk sogar buchstäblich.

Dazu hätte die Rückkehr von Isaiah Bradley (Carl Lumbly), ein vergessener Super-Soldat, der von der US-Regierung misshandelt und weggesperrt wurde, noch mehr Konflikte in Sam aufkeimen lassen können: Wie kann ein Land von ihm erwarten, das neue Symbol für Heldenmut zu sein, wenn es in seiner Geschichte jahrzehntelang Menschen wie Sam und Isaiah ausgeschlossen hatte?

Aber nein. Nada. Nichts da. Am Ende ist der Film in etwa so gehaltvoll wie der Wetterbericht. Oder ein Kindergeburtstag – viel Lärm, bunte Bilder, und niemand kann’s so richtig ernst nehmen.

Ja klar, ich seh’s schon ein: Marvel muss ein globales Publikum bedienen – von den USA über Europa bis nach China. Jeder politische Akzent könnte irgendwo anecken. Gerade, wenn’s um heikle Themen wie Rassismus, Machtmissbrauch und Überwachung geht. Also schwenkt man lieber auf Konsens statt Konsequenz. Das Ergebnis? Ein Film, der alles richtig machen will, aber nichts wirklich wagt – und das reicht mir nicht.

Fazit

Brave New World – oder: Wenn sich ein Film vor seiner eigenen Courage fürchtet

«Captain America: Brave New World» verspricht Paranoia, politische Brisanz und moralische Grauzonen – liefert am Ende aber nur einen Film, der niemandem zu sehr wehtun soll. Klar, es gibt ein paar stark inszenierte Actionsequenzen, besonders wenn Harrison Fords Red Hulk endlich loslegt. Aber bis dahin zieht sich der Film. Und wenn’s endlich spannend wird, ist er auch schon fast wieder vorbei.

Das grösste Problem? Marvels Angst vor Kontroversen. «Brave New World» tut nur so, als würde er über Macht, Identität und nationale Werte sprechen. In Wahrheit kratzt der Film nur an der Oberfläche. Bestenfalls.

Titelbild: Disney / Marvel Studios

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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