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Hintergrund

Zu Besuch im Tierheim: Diese fünf Klischees stimmen nicht

Darina Schweizer
3/4/2025
Bilder: Christian Walker

Seit ich neuerdings Tierheimkatzen habe, ärgern mich Vorurteile darüber mehr denn je. Deshalb habe ich das Tierheim des Zürcher Tierschutz besucht und den Leiter mit den fünf häufigsten Klischees konfrontiert.

«Was für ein öder Tag!», denke ich mir mit Blick zum grauen Himmel, als ich an der Haltestelle Zoo aus dem Tram steige. Nur knappe 800 Meter entfernt liegt das Tierheim des Zürcher Tierschutz. Glaube ich den typischen Vorurteilen, begegne ich bald einem noch viel düsteren Ort.

1. Tierheime sind triste Orte

Dem ist nicht so. Vor mir erscheint ein modernes Gebäude mit riesigen Fensterfronten. Als ich eintrete, höre ich im Hintergrund Vögel zwitschern. Es ist friedlich, eher wie in einem Refugium als in einem Heim. «Schön haben Sie es!», sage ich zu einer Tierpflegerin am Empfang, die mich gleich zum Tierheimleiter bringt.

Wir gehen einen langen Gang entlang, bis wir vor einem Zimmer mit der Aufschrift «Quarantäne» stehen bleiben. Hierhin kommen alle Tiere nach einem Eintrittscheck und werden auf Krankheiten untersucht, geimpft und gechipt. Doch woher kommen eigentlich die Katzen, Hunde, Nager, Vögel, Schnecken, Amphibien und Reptilien, die im Tierheim vermittelt werden?

«Würde man zufällig an den Türen von beliebigen Vierbeiner-Haushalten klingeln, würde man in etwa auf dieselben Tiere treffen wie bei uns. Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft.»

Wir betreten den Katzenbereich, unser eigentliches Ziel. Letztes Jahr trafen insgesamt 190 Katzen im Tierheim des Tierschutz ein. «Welche sind noch da?», frage ich. «Nur noch ganz wenige», sagt Rommy. Im Durchschnitt kommt und geht jeden Tag ein Tier. Von den Katzen werden etwa 90 Prozent in den ersten drei Monaten vermittelt und schwierige Tiere nach einem halben Jahr. Sehr anspruchsvolle Hunde bleiben auch mal über ein Jahr im Tierheim.

3. Bei Tierheimtieren weiss ich nicht, was mich erwartet

Sind die ersten Wochen rum, haben die Mitarbeitenden bereits ein Bild vom Charakter der Katzen erhalten und alle Eigenheiten sorgfältig dokumentiert. Dann ist es an der Zeit, die Inserate online zu stellen. «Eigentlich absurd, dass es oft heisst, man wisse bei Tierheimtieren nicht, was einen erwarte», sage ich. Rommy nickt.

«Weiss ich denn bei einem Zuchtwelpen oder einem Bauernhofkätzchen, was mich erwartet? Vielleicht stellt sich erst nach Monaten heraus, dass sich das Tier weigert, Auto zu fahren, dass es nicht alleine zu Hause bleiben kann oder eine Krankheit hat. Und dann landen die Tiere wieder bei uns.»

Oben angekommen treffen wir auf mehrere grosszügige Gehege mit Klettermöglichkeiten. Ich stelle die Frage, die mir schon länger unter den Krallen Nägeln brennt, weil ich erst gerade auf der Suche war: «Wohnungskatzen findet man in Tierheimen selten, oder?» Rommy meint schulterzuckend:

«Wir haben nur vereinzelte Wohnungskatzen, die aus einer reinen Innenhaltung kommen. Wenn sie aber Interesse am Aussengehege zeigen, vermitteln wir sie als Freigänger. Genauso lassen wir junge Katzen raus. Sie sollten zumindest einmal die Wahl gehabt haben.»

Mich auch. Als ich zurück auf die Strasse trete, ist der Himmel nicht mehr grau. Vielleicht liegt es nicht nur an der Sonne, sondern auch an einer Erkenntnis: Ein wirkliches Problem haben nicht die Tierheimtiere – sondern die voreingenommenen Menschen, die sich nie auf sie eingelassen haben.

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Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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