
Ratgeber
Von actionreich bis strategisch: 5 Spiele für die ganze Familie
von Michael Restin
Was du kannst, weißt du erst, wenn du es versuchst. Du willst mutiger sein? Na, dann los!
Mutig sein: Was ist das eigentlich? Sicher kennst du dieses Zitat: «Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als Angst.» So manch zeitgenössischer Person legte man diese Worte bereits in den Mund (oder sie taten es selbst), und auch in der modernen Aschenputtel-Filmvariante «Plötzlich Prinzessin» tauchte die Weisheit auf.
In der Wissenschaft hat sich fast 20 Jahre später Christopher Rate von der Yale University mit bestehenden Theorien aus Psychologie und Philosophie befasst, nachzulesen im «Journal of Positive Psychology».
Es lässt sich eines mit Gewissheit sagen: Mut ist höchst individuell. Ob mit oder ohne Abwesenheit von Angst. Der eine findet sich mutig, wenn er es endlich schafft, vor großen Gruppen zu reden. Die andere ist mutig, wenn sie vom 10-Meter-Brett ins Schwimmbecken zu springen wagt. Der dritte fühlt sich Mut, wenn er nicht mehr vor Spinnentieren schreiend wegläuft. Und so weiter und so fort.
Willst du mutiger werden, gehört Vertrauen dazu – in dich selbst und deine eigenen Fähigkeiten, aber auch in dein Umfeld. Bau in kleinen Schritten dieses Vertrauen auf. Wenn du etwas Neues, Mutiges wagen willst, musst du nicht gleich den Bungee-Jump von der 100 Meter hohen Brücke versuchen oder zum Eisbaden in den See springen.
Beginne vielmehr mit kleinen Mut-Challenges, für die ich dir jetzt ein paar Ideen liefere. Und nicht vergessen: «Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht.» Davon war einst Publilius Syrus überzeugt, ein römischer Dichter im 1. Jahrhundert vor Christus.
Nur dranbleiben musst du, um anders zu werden – ob mutiger oder aufgeschlossener, ob extrovertierter oder geselliger. Denn es dauert im Schnitt 66 Tage, bis dir ein neues Verhalten zum Ritual geworden ist, sagt die Wissenschaft. Leg also hin und wieder deinen inneren Schweinehund an die Leine.
Ich hätte auch Lehrerin werden können, doch weil ich lieber lerne als lehre, bringe ich mir mit jedem neuem Artikel eben selbst etwas bei. Besonders gern aus den Themengebieten Gesundheit und Psychologie.
Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.
Alle anzeigen2010, in einem späteren Beitrag für das Fachbuch «The Psychology of Courage», definiert er Mut als Tat, die aus drei Komponenten besteht: Die Handlung muss absichtlich sein. Außerdem muss eine mutige Tat mit Risiken, Schwierigkeiten oder Gefahren für den oder die Handelnden verbunden sein – und dieses Risikos sei man sich bewusst. Drittens müsse das Ziel «edel» sein oder einem sonstigen «moralisch würdigen Zweck» dienen. Ein subjektives Gefühl von Angst kann mit im Spiel sein, so Rate, zwingend ist es aber nicht.
Fest steht auch: Mutig(er) sein lässt sich lernen. Denn die Persönlichkeit jedes Menschen ist nicht – wie die Wissenschaft lange vermutete – ein für alle Mal gesetzt und unveränderbar. Im Gegenteil, wir können unsere Persönlichkeit ein wenig kneten. Mit fortschreitendem Erwachsenenalter, das haben mehrere Untersuchungen wie etwa diese Längsschnittstudie belegt, werden du und ich und alle anderen sowieso emotional stabiler, selbstbewusster, verträglicher und gewissenhafter. Ganz ohne bewusstes Zutun.
Aber geht es auch bewusst und mit Absicht? Ein Zürcher Forschungsteam um Mathias Allemand untersuchte in einer großen Studie mit mehr als 1500 Personen die Frage: Kann man die sogenannten Big Five seiner Persönlichkeit beeinflussen? Zu den Big Five gehören die Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität. Die teilnehmenden Personen versuchten gewünschte Charakterzüge über drei Monate lang zu verstärken oder abzuschwächen. Das Ergebnis: «Persönlichkeitsmerkmale sind im Laufe des Lebens formbar», so Studienleiter Allemand.
Gut, du wirst auch in Zukunft auf Partys nicht auf den Tischen tanzen, wenn du eher zu den Introvertierten gehörst und lieber Small-Talk one-to-one führst. Aber ein wenig geselliger, ein wenig aufgeschlossener kannst du werden. Laut den Forschenden funktioniert es unter anderem mit Vorsätzen, die du dir als konkrete «Wenn-dann»-Sätze formulierst. Etwa so: Wenn ich das nächste Mal auf eine Party gehe, dann spreche ich als erstes jemanden am Buffet an, den ich noch nie gesehen habe.