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Hintergrund

Dem Laufen auf der Spur: Der Fuss, ein komplexes Bewegungspuzzle

Michael Restin
29/4/2022
Bilder: Thomas Kunz

Ich will den menschlichen Gang besser verstehen und dafür ins Detail gehen. Ein Gespräch mit dem Sportmediziner Prof. Dr. Johannes Scherr über anatomische Grundlagen, kollabierende Mittelfüsse und Sneakers, die keine Laufschuhe sind.


Letztendlich müssen unsere Füsse das gesamte Körpergewicht tragen. Wie verteilt es sich im Stand?
Die Hauptbelastungspunkte sind an den Sesambeinen unterhalb des ersten Mittelfussköpfchens, dann über dem Kleinzehengrundgelenk und über der Ferse.

Welche wären das?

Am belasteten Fuss unterstützt die Tibialis-posterior-Sehne des hinteren Schienbeinmuskels das mediale Längsgewölbe. Der Grosszehenbeuger Musculus flexor hallucis longus und der lange Zehenbeuger Musculus flexor digitorum longus haben ihren Ursprung ebenfalls am Unterschenkel, sie zählen zu den tiefen Wadenmuskeln.

Beim Mensch dauert es ungefähr ein Jahr, bis wir auf Plattfüssen die ersten Schritte machen. Wie verläuft die weitere Entwicklung?
Zwischen dem elften und zwölften Lebensjahr sollte der Fuss voll entwickelt sein. Es hängt aber auch von der Belastungsform ab. Längs- und Quergewölbe sind ja auch muskulär verspannt. Je mehr man sie trainiert, desto früher sind sie ausgeprägt.

Wie gross werden die Kräfte, die beim Gehen und Laufen wirken?
Das skelettale System ist da nicht alleine ausschlaggebend. Sondern auch die Sehnen, die letztendlich wie Federn wirken. Es kommt darauf an, wie schnell man geht und wieviel man abfedert.

Die Energie, die beim Bodenkontakt übertragen wird.
Die vertikale Geschwindigkeit, mit der du aufkommst, ist der Impact. Bei Sprintern oder wenn du springst, wird er natürlich grösser. Unter Jogger:innen sieht man auch oft Schleicher, die den Fuss beim Laufen nur nach vorne schieben und kaum einen Hub nach oben haben. Also viel Horizontalbewegung bei kaum Vertikalbewegung. Da ist der Impact geringer.


Im Video unten siehst du, was passiert, wenn Spitzensportler den Boden berühren. Beim Sprinter treten innerhalb von 100 Millisekunden extreme Kraftspitzen auf. Bodenreaktionskräfte, die bis zum Fünffachen des Körpergewichts entsprechen. Beim Weltklasse-Marathonläufer ist die Kurve flacher und die Kontaktzeit länger. Er fängt über die Distanz 25 000-mal bis zum Dreifachen seines Körpergewichts ab.

Die Füsse sind also nicht unbedingt der Körperteil, der zuerst schlapp macht.
Meistens ist es die gesamte Bewegungskette. Es hängt alles zusammen und beginnt zum Beispiel mit einem «midfoot collapse», der Mittelfuss knickt also beim Laufen nach innen. Dadurch dreht das Knie nach innen und irgendwann folgen vielleicht Probleme in der Hüfte oder an der Wirbelsäule.


Laufen ist Teamwork zwischen den Körperteilen. Schwächelt einer davon, müssen es die anderen ausgleichen. Ein oft schleichender Prozess, der so individuell ist, dass bei der Ursachenforschung das Gesamtsystem betrachtet werden muss. Auf das Zusammenspiel kommt es an.

Als Hauptursachen für Fussprobleme nennt Dr. Google weit oben: Bewegungsmangel, Überlastung, falsche Schuhe.
Wenn man Bewegungsmangel hat und die Füsse nicht belastet, schwindet natürlich die Muskulatur. Eine Inaktivitätsatrophie. Wenn ich die Füsse nur hochlege, halten sie nicht mal mehr mein Standgewicht. Dann ist klar, dass sie immer schwächer werden.

Und wie vermeide ich das Gegenteil, die Überlastung beim Laufen?
Das kommt darauf an. Ich bin kein Fan einer riesigen Pronationsstütze. Manche brauchen das, gerade wenn sie mit dem Laufen beginnen. Aber der Fuss legt sich auf so eine passive Stütze oder Einlage und denkt: «Super, da muss ich nicht selbst arbeiten.» Er bleibt oder wird hierdurch inaktiv und die Muskeln werden nicht stärker. Dabei sollte man sie entsprechend trainieren.

Nicht nur der Fuss wird müde, das Material irgendwann auch. Werden meine ausgelatschten Lieblingsschuhe beim Sport zum Problem und brauche ich als Gelegenheitsjogger verschiedene Modelle?
Der richtige Schuh ist schon enorm wichtig. In diesem Fall würde ich sagen: Lieber ein gut passendes Paar, das rechtzeitig ersetzt wird, als Experimente. Und es ist nicht so, dass der teurere Schuh zwingend der bessere ist.


Eines ist klar: Am besten sind gesunde Füsse. Deshalb soll es im nächsten Schritt darum gehen, wie du ihnen Gutes tun kannst. Ich gehe bei der Physiotherapeutin und Leichtathletin Pascale Gränicher in die Laufschule und lerne bei der Fussgymnastik, das schon kleinste Bewegungen eine grosse Herausforderung sein können.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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